Folgen der Immobilienblase sind noch immer spürbar


Die bitteren Folgen des spanischen Immobilien-Crashs von 2008 schlagen sich bis heute in einer erhöhten Anzahl von Zwangsräumungen nieder. Die Betroffenen fordern „Würdevolles Wohnen: ein Recht, nicht ein Geschäft. Stop der Spekulation“. Foto: EFE

Doch die Zahl der Hypothek-Vollstreckungsverfahren von Erstwohnungen geht langsam, aber stetig zurück

Madrid – Das Platzen der Spekulationsblase im spanischen Immobilienmarkt belastet noch immer das Leben der Menschen in Spanien, durch eine hohe Rate an Hypothek-Vollstreckungsverfahren und Zwangsräumungen. Doch immerhin ist die Zahl dieser Verfahren in den letzten Jahren rückläufig.

Das Nationale Statistische Institut INE registrierte im ersten Quartal 2019 insgesamt 2.018 Vollstreckungen an Wohnungen und Häusern, die natürlichen Personen gehören, 24,4% weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Rund 60% davon wurden in den Jahren 2005 bis 2008, als die Immobilienblase in ihrer Endphase war, erworben. Seit 2014 nimmt die Zahl der Hypothek-Vollstreckungen ab. Die niedrigste Zahl (1.648) gab es bisher im dritten Quartal 2018.

Um zu beurteilen, inwiefern das Drama zwangsgeräumter Familien zurückgeht, ist die Anzahl derjenigen Wohnungen zu betrachten, die von den Eigentümern selbst bewohnt werden. Diese sank seit 2014 deutlich um 27,4% auf 1.490 Verfahren und war im Vergleich zum vorhergehenden Quartal um 3,9% geringer.

Auch die Anzahl der Verfahren von Immobilien, die nicht von den Eigentümern selbst bewohnt werden, ging deutlich, um 14,8%, zurück, insgesamt gab es in diesem Bereich im ersten Quartal 528 Vollstreckungen.

Während die Familien, die privaten Haus- und Wohnungseigentümer, in immer größerem Umfange den Nachwirkungen der Immobilien- und Wirtschaftskrise entkommen, sei es wegen der niedrigen Zinsen oder der anziehenden Wirtschaft, gibt es bei den Immobilien, die Gesellschaften gehören, mehr Vollstreckungen: Im ersten Quartal 2019 kam es zu 5.322 Verfahren, 29,6% mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum.

Die Mehrzahl der natürlichen und juristischen Personen, die eine Hypothekvollstreckung erleiden, haben ihre Immobilie in den Jahren 2005 bis 2008 gekauft. Insgesamt sind es 59,9%. 13,1% unterschrieben die Finanzierung in 2006, 23,1% in 2007 und 15,8% in 2008.

Die meistbetroffenen autonomen Regionen sind Katalonien (1.633), Valencia (1.524) und Andalusien (1.182), die am wenigsten betroffenen La Rioja (11), Navarra (21) und das Baskenland (34).

In der kommenden Quartalsstatistik des INE werden sich erstmals die Auswirkungen des neuen Hypothekengesetzes zeigen, das am 16. Juni in Kraft tritt und den Banken die Vollstreckung unbezahlter Hypotheken erschwert. Diese können ab dann erst nach zwölf Monaten Zahlungsrückstand eingeleitet werden. Zudem werden immer mehr Hypothekenverfahren eingestellt, nachdem das EuGH die Klauseln, die es erlauben, Hypotheken schon nach einem Monat Zahlungsrückstand in die Vollstreckung gehen zu lassen, als sittenwidrig eingestuft hat.

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