Verkehrsbehörde will abschreckende Wirkung des Punkteführerscheins wieder erneuern
Madrid – Die Einführung des Punkteführerscheines im Jahr 2006 hat das spanische Verkehrswesen revolutioniert und dazu beigetragen, die Zahl der Verkehrstoten erheblich zu senken. In den Anfängen hat die Bestrafung falscher Verhaltensweisen im Verkehr mit Punkteabzug auch dazu geführt, dass die Zahl der entzogenen Führerscheine in die Höhe schoss. So wurden im Jahr 2010 über 42.500 Führerscheine eingefordert. Aus mehreren Gründen geht seitdem diese Zahl fast konstant zurück und hat sich auf 20.400 entzogene Führerscheine im letzten Jahr halbiert.
Die Verkehrsbehörde führte den Anstieg bei der Zahl der Führerscheinentziehungen von 18.000 im Jahr 2008 auf 42.500 im Jahr 2010 unter anderem darauf zurück, dass sich viele Fahrer nicht bewusst waren, wegen wiederholten Punkteabzugs kurz vor dem Verlust des Führerscheins zu stehen. War der „Lappen“ dann weg, war es zu spät. Daraufhin begann die Verkehrsbehörde, ab einem Guthaben von nur noch drei Punkten Vorwarnungen zu verschicken. Auch wurde jeder, der wegen einer Formalität ein Büro der DGT aufsuchte, von deren Mitarbeitern gewarnt. Darüber hinaus sind Unternehmen entstanden, die sich darauf spezialisierten, ihre Kunden vor dem drohenden Führerscheinentzug zu warnen und die Kurse anboten, um Punkte zurückzuerlangen. Ramón Ledesma, damaliger Vizedirektor der DGT, gab bekannt, dass die hohe Zahl der 2010 entzogenen Führerscheine zudem darauf zurückzuführen sei, dass das ursprüngliche Punktesystem katastrophal gewesen und erst 2009 verbessert worden sei. Womit alte Verstöße, deren Abwicklung sich hingezogen habe, mit neuen zusammengekommen seien und zum Führerscheinverlust geführt hätten.
Laut einem Sprecher der Verkehrsbehörde habe sich in den letzten Jahren die Zahl der einbehaltenen Führerscheine auf rund 20.000 im Jahr eingependelt.
Ledesma fügte seinerseits hinzu, dass der seit 2010 anhaltende Rückgang auch mit dem Personalabbau bei den Verkehrspolizisten (guardias civiles de Tráfico) um 800 Kräfte zusammenhänge, denn diese würden die meisten mit Punkteabzug bestraften Verstöße melden, und nicht, wie oftmals vermutet, die Radarfallen.
Die Experten stimmen überein, dass auch diese Daten die Meinung von DGT-Direktor Pere Navarro stützen, es sei an der Zeit, den Punkteführerschein der Aktualität anzupassen, weil er nicht mehr die gewünschte Effektivität zeige. Navarro hatte im Sommer eine Reform des Punkteführerscheines angekündigt, um die abschreckende Wirkung von Punkteabzug und Führerscheinentzug wieder zu beleben. Die aktuell am häufigsten begangenen Verkehrsverstöße sollten stärker bestraft werden, wie beispielsweise die Nutzung des Mobiltelefons am Steuer. Delikte, die seltener begangen bzw. seltener zu Unfällen führen würden, sollten dagegen weniger schwer bestraft werden.
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