In 15 Jahren sind 50% der Fachärzte im Ruhestand


Jedes Jahr schließen rund 6.500 junge Fachärzte ihre elfjährige Ausbildung ab. Foto: Pixabay

Das Gesundheitswesen muss den drohenden Fachärztemangel bekämpfen

Madrid – Im öffentlichen Gesundheitswesen fehlen zurzeit 4.000 Fachärzte. Das geht aus einer Studie des Gesundheitsministeriums hervor. Hinzu kommt, dass von den 138.797 spanischen Fachärzten 28.500, also knapp 21%, 60 Jahre oder älter sind, und innerhalb der nächsten fünf Jahre in den Ruhestand gehen werden. Damit wird sich der derzeitige Fachärztemangel von 3% auf knapp 11% in fünf Jahren erhöhen. Hinzu kommt der hohe Anteil von Ärzten, die bereits über 50 Jahre sind. Experten haben ausgerechnet, dass in 15 Jahren 50% der Fachärzte in Rente gegangen sein werden.

Vicente Matas von der Ärztekammer erklärte, die Facharztausbildung, die sogenannte MIR (médico interno residente, D: Assistenzarzt), wird jedes Jahr von rund 6.500 jungen Medizinern abgeschlossen, sodass in den nächsten fünf Jahren die Fachärzte, die in den Ruhestand gehen, ersetzt werden könnten.

Die Gesundheitsökonomen Beatriz González und Patricia Barber weisen jedoch darauf hin, dass nicht die Zahl der Fachärzte, sondern vielmehr der hohe Anteil älterer Spezialisten auf bestimmen medizinischen Gebieten bzw. in bestimmten Regionen, das eigentliche Problem sei.

Die meisten Spezialisten im Ruhestandsalter gäbe es demnach in der Allgemeinmedizin. Gerade diesem Gebiet kommt im öffentlichen Gesundheitswesen eine Schlüsselrolle zu, angesichts der wachsenden Zahl von mehrfachen Pathologien, chronischen Erkrankungen und älteren Patienten. In der Allgemeinmedizin sind 63% der Ärzte älter als 50 Jahre. Im Bereich der Arbeitsmedizin beläuft sich dieser Anteil sogar auf 72%, während in der Onkologie nur 28% der Spezialisten zu dieser Altersgruppe gehören.

Die Regionen sind ebenfalls unterschiedlich stark betroffen. In Kastilien und León sind 25% der Fachärzte über 60 Jahre alt, knapp 60% sind über 50. In Katalonien, Ceuta und Melilla sehen die Zahlen ähnlich aus. Auf der anderen Seite hat Kantabrien nur 13% Fachärzte über 60, gefolgt von Madrid, den Balearen und den Kanarischen Inseln.

Für Beatriz González liegt die Lösung weniger in einer Anhebung der Studienplätze für Medizin bzw. der MIR-Ausbildungsstellen. Betroffen seien auch nicht die Krankenhäuser, sondern vielmehr die Gesundheitszentren außerhalb von Großstädten, in den kleineren Gemeinden. Um dem Problem entgegenzuwirken, dass es dort bald keine Fachärzte geben werde, müssten diese Stellen attraktiver gemacht werden.

Die Ökonomen deuteten auf ein weiteres Problem hin: Die leitenden Posten werden bevorzugt von der älteren Ärztegeneration besetzt. Wenn 50% der Mediziner in Rente gingen, würde viel Erfahrung mit ihnen gehen. Es sei an der Zeit, das Verwaltungsmodell im Gesundheitswesen zu erneuern und vermehrt auf Teamarbeit zu setzen.

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