Galicische Steinmetze in aller Welt


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Die Fachschule für Steinmetze leidet unter Schülermangel

Madrid – Die Steinmetzerei, das älteste Handwerk Galiciens, nimmt seinen Ausgang in der heutigen Zeit in der Steinmetzerei-Schule von Pontevedra. In dem 26.000 Quadratmeter umfassenden Berufsschulzentrum könnten Hundert Schüler ausgebildet werden.

1979 gegründet, ist diese Ausbildungsstätte der Stolz der Provinzregierung. Einstmals unterstand  sie dem spanischen Kultusministerium.

Fünf Jahre dauert die Ausbildung zum Steinmetz. Die Schule befindet sich in der kleinen Ortschaft Poio. Während der ersten drei Ausbildungsjahre lernen die Schüler praktische Grundkenntnisse, in den beiden letzten Jahren werden sie zu Steinmetzmeistern ausgebildet. Neun Lehrmeister erteilen Unterricht in den verschiedenen Disziplinen: Steinmetzerei, Modellierung, Bildhauerei, Kunstgeschichte sowie technisches und künstlerisches Zeichnen.

Die Einschreibegebühr beträgt lediglich 114 Euro je Studienjahr, trotzdem finden sich kaum Anwärter. Im letzten akademischen Jahr waren nur zwölf Schüler eingetragen, obwohl die Ausbildungsstätte Raum für Hundert Auszubildende bietet, beklagt Concepción López Paz, Leiterin der „Escola de Cantería de Pontevedra“. Der Grund hierfür ist die Tatsache, dass die Titel nicht offiziell anerkannt werden.

Mit einem Jahresbudget von 800.000 Euro bestreitet die Bildhauerschule nicht nur die Lehrkosten, ein Teil der Gelder wird in Werbung investiert. Seit Jahren kämpfen die Schulleitung und auch derzeitige und ehemalige Schüler um die Anerkennung ihrer Titel als Bildhauer und Bildhauermeister.

Erst im vergangenen Juni haben die Abgeordneten der PP erneut gegen eine Anerkennung der Diplome gestimmt. Sowohl die Leitung als auch die Schüler der Fachschule können hierfür keine Erklärung finden. Viele der Bildhauer, die ihre Ausbildung an der Bildhauerschule von Poio absolviert haben, wirken weltweit an den Renovierungs- und Verschönungsarbeiten historischer Gebäude mit.

Sie arbeiten an der Fertigstellung von Gaudís unvollendetem Meisterwerk „Sagrada Familia“, der Westminster Abbey und an der Instandsetzung des Big Ben mit.

Seit 2017 arbeiten mehrere  spanische Bildhauer an der Renovierung der Kapitelle und der Balustrade des Kapitols in Washington mit.

Nach dem verheerenden Brand der Kathedrale von Notre Dame bot die Präsidentin der Regionalverwaltung, Carmen Silva, auf Drängen der Studenten dem Rathaus von Paris die fachkundigen Hände ihrer Schüler für den Wiederaufbau der Kathedrale an. Und prompt kam eine Antwort von Patrizzianna Thiellay, verantwortlich für internationale Beziehungen bei der Stadt Paris, in der es hieß, dass sie nach Einholen weiterer Referenzen über die Schule und deren Fachkräfte und nach der kompletten Bestandsaufnahme der Schäden an der Kathedrale gerne auf sie zurückkommen würde.

Die Lehrer der Bildhauerschule beklagen, dass die Talente auswandern müssen. Gehälter, die anderswo das Dreifache der hiesigen Löhne ausmachen, und die fehlende offizielle Anerkennung ihrer Ausbildung seien der Grund dafür.

Zurzeit warten zwei ehemalige Schüler der „Escola de Cantería de Pontevedra“ auf ihre Einreisegenehmigung in die USA für weitere Arbeiten am Kapitol.

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