Gefährliche Freundschaften


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Einer der im „Caso Gürtel” angeklagten PPler organisierte die Hochzeit der Tochter von José María Aznar

Am 5. September 2002 fand in dem nahe Madrid gelegenen Ort El Escorial – in der dortigen Klosterresidenz San Lorenzo de El Escorial, um ganz genau zu sein – eine Hochzeit statt, wie man sie in Spanien nur selten gesehen hatte.

Madrid – Jeder, der in Spanien Rang und Namen hat, inklusive König Juan Carlos und Königin Sofía, sowie zahlreiche auf internationaler Ebene renommierte Persönlichkeiten aus Politik und High Society, waren erschienen, um an der Eheschließung der Tochter des damaligen konservativen Regierungs­chefs José María Aznar teilzunehmen. Die damals 19-jährige Ana Aznar Botella heiratete den knapp zehn Jahre älteren aufstrebenden Jung-Politiker Alejandro Agag, mit ausgeprägtem Talent zur Geschäftemacherei und dem Knüpfen einträglicher Beziehungen.

Bereits damals wurde das pompöse Event, das Millionen der damals noch gültigen Peseten verschlungen haben muss­te, scharf kritisiert. Nicht zuletzt, weil Aznar ganz offensichtlich von seiner Position als Ministerpräsident Gebrauch gemacht hatte, um der Tochter an ihrem glücklichsten Tag nur das Beste zu gönnen.

Jetzt aber ist erneut ein pikantes Detail im Zusammenhang mit der Hochzeit bekannt geworden, das ein weit trüberes Licht auf das Ereignis wirft, als die Kritiker bislang moniert hatten. Einer der in den Korruptionsskandal „Gürtel” verwickelten PPler war nämlich ganz offensichtlich für die gesamte Organisation der Hochzeit zuständig. Es handelt sich um Alfonso Bosch, damals Vizebürgermeister von El Escorial, heute Abgeordneter im Madrider Regionalparlament. Aus einem von ihm verfassten Schreiben, das der Tageszeitung El País zugespielt wurde, geht unter anderem hervor, dass an der Organisation der Privathochzeit zahlreiche offizielle Institutionen beteiligt waren sowie öffentliche Mittel zur Verfügung gestellt wurden. Bosch muss sich in dieser Angelegenheit vor Gericht verantworten. Der Empfänger des Schreibens war zu allem Überfluss einer der damals engsten Mitarbeiter Aznars, Antonio Cámara, der später in das Team um den Unternehmer Francisco Correa überging. Der gilt als Kopf des Korruptionsringes, in den zahlreiche hohe Führungskräfte der konservativen PP verwickelt sein sollen. Ein Unternehmen Correas war unter anderem jahrelang für die Organisation sämtlicher Wahlmeetings und sonstiger Veranstaltungen der Konservativen zuständig.

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