Gefahr für die Natur: Wilde Ziegen in Anaga und Teno


Die Zahl verwilderter Ziegen in Anaga und Teno ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Foto: EFE

Das Cabildo will durch gezielte Viehtriebe die verwilderten Tiere einfangen

Teneriffa – In den letzten Jahren hat sich ein von der Bevölkerung meist unbemerktes Problem auf Teneriffa verschärft. In schwer zugänglichen Gebieten von Anaga und Teno haben sich verwilderte Ziegen und Schafe verbreitet und unkontrolliert vermehrt. Ihr Bestand ist nur schwer zu schätzen, doch der Schaden, den sie der Natur zufügen und der in einer Veränderung der Vegetation deutlich wird, ist offensichtlich und bestätigt, dass ihre Zahl nicht gering ist.

Die zunehmende Abwendung der Bevölkerung von der Land- und Viehwirtschaft mag einer der Gründe dafür sein, dass Hirten ihr Vieh entweder aus Nachlässigkeit oder absichtlich verloren haben. Dort, wo ehemals Hunderte Ziegen in Anaga weideten und auch Schafe und sogar Kühe, kümmerten sich die Hirten um ihre Herden, oft mit mehreren Personen, hielten die Tiere zusammen. Über die Weiden wurde streng gewacht, und Recherchen der Zeitung „El Día“ zufolge soll es in Taganana sogar eine Art Gefängnis für Ziegen gegeben haben, wo verirrte Tiere abgeliefert wurden. Wenn die Besitzer auftauchten, mussten sie eine Strafe bezahlen, wurden die Tiere nicht abgeholt, fand eine Versteigerung statt. Was es in Anaga jedoch nie gegeben haben soll, ist das freilaufende Weidevieh, das nur mehrmals im Jahr bei den sogenannten „Apañadas“ von Hirten und Hunden zusammengetrieben, gezählt und markiert wird.

Im Laufe der Jahre sind Hirten nachlässig geworden, haben Tiere verloren, nicht wiedergefunden oder sogar absichtlich ihrem Schicksal überlassen. Heute sind ganze Gruppen verwilderter Tiere unterwegs, meist in für Menschen schwer zugänglichen Gebieten.

Schätzung des Cabildos zufolge gab es 2017 allein im Gebiet von Anaga mindestens 350 verwilderte Ziegen und auch einige Schafe. Experten warnten vor den Folgen für die Flora in diesem Gebiet, das seit 2015 Unesco-Biosphärenreservat ist. Auch dringen die Tiere auf Futtersuche immer wieder in bewirtschaftete Felder ein, zerstören Äcker und Obstplantagen. Bauern müssen ständig Reparaturen an Mauern und Umzäunungen durchführen, die von den verwilderten Ziegen eingerissen werden.

Beim Umweltamt der Insel ist man sich schon länger bewusst, dass dieses Problem eine dringende Lösung erfordert. Bisher fehlte allerdings eine entsprechende Verordnung der kanarischen Regierung, um die Tiere einfangen und in Viehbetrieben unterbringen zu können. Mitte August erklärte der Leiter des Inselumweltamtes, José Antonio Valbuena, der Zeitung „El Día“ gegenüber, dass nun von der Regionalregierung der rechtliche Rahmen geschaffen worden sei, um die Ziegen lebend einzufangen und nach einer gesundheitlichen Untersuchung und einer Quarantänezeit in Herden eingliedern zu können.

Ziegen werden auf den Kanarischen Inseln nicht nur wegen ihrer Milch, sondern auch wegen des in der Inselküche beliebten Fleisches gezüchtet. Daher muss die Qualität des Fleisches gewährleistet werden, das über die Viehbetriebe verkauft wird.

Nachdem die Vorgehensweise vom regionalen Ressort für Landwirtschaft in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsressort geklärt wurde, will das Umweltamt von Teneriffa baldmöglichst mit der Durchführung von Viehtrieben (Apañadas) beginnen, um möglichst viele Ziegen einzufangen. Personal des Umweltamtes untersucht mit Unterstützung der lokalen Bevölkerung die Gebiete, in denen die wilden Ziegenherden am besten zusammengetrieben werden können.

José Antonio Valbuena ist sich bewusst, dass es keine leichte Aufgabe werden wird, man wolle allerdings alle Anstrengungen unternehmen, um die größtmögliche Zahl an Tieren einzufangen. Tiere, die aus welchen Gründen auch immer nicht eingefangen werden können, sollen gejagt und erlegt werden, wozu die Mithilfe von Jägern erforderlich sein werde.

Das gesetzte Ziel des Umweltamtes des Cabildos lautet, den Bestand an verwilderten Ziegen und Schafen aus Anaga und Teno im Jahr 2019 zu entfernen.

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