Spanien will Kontaktanzeigen in der Presse verbieten
Die Ankündigung der spanischen Regierung, Kontaktanzeigen in der Presse in absehbarer Zeit verbieten zu wollen, hat nicht nur beim betroffenen Sektor für Unwillen gesorgt, sondern auch eine landesweite Debatte über die derzeit äußerst schwammige Gesetzgebung in Sachen Prostitution in Spanien losgetreten.
Madrid – Tatsächlich wird diesbezüglich im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern auf der politischen Ebene noch nicht klar Stellung bezogen. Es handelt sich sozusagen um ein ungesetzliches Gewerbe, denn es ist bisher weder verboten noch gesetzlich reguliert. Obwohl die sozialistische Regierung sich bereits mehrmals gegen das Geschäft mit dem käuflichen Sex ausgesprochen hat, da Tausende der betroffenen Frauen als Opfer von Zuhältern und Menschenhändlern vermutet werden, ist ein entschiedener Vorstoß in diese Richtung bislang ausgeblieben. Lediglich die teils sehr expliziten Kontaktanzeigen, die häufig mit äußerst detaillierten Fotos ausgestattet sind und selbst von seriösen Zeitungen abgedruckt werden, sollen nun abgeschafft werden. Bislang habe man auf die freiwillige Selbstkontrolle der Printmedien gesetzt, da sich dies jedoch als ungenügend herausgestellt habe, wolle man jetzt die gedruckten Sexofferten schrittweise abschaffen. Dabei werde „ein größtmöglicher Konsens sowohl mit den Fraktionen als auch mit den Medien selbst angestrebt“, ließ diesbezüglich das Ministerium für Gesundheit, Soziale Angelegenheiten und Gleichstellung verlauten.
Staatsrat, Regierung und Frauenorganisationen sind sich einig, dass es sich bei der Prostitution um eine Misshandlung und Entwürdigung der betroffenen Frauen handelt. „Sie werden ausgestellt und feilgeboten wie ein Stück Fleisch. Ein seriöses Medium kann nicht einerseits für die Gleichstellung der Frau eintreten und andererseits seine Zeitungsseiten der Ungleichheit widmen“, so Charo Carracedo, Sprecherin der Bürgerplattform für die Abschaffung der Prostitution. Da es sich dabei jedoch um eine äußerst lukrative Einnahmequelle für die Printmedien handele, wollten diese natürlich nicht freiwillig darauf verzichten.
Ähnlich äußert sich auch die Vorsitzende der Vereinigung von Juristinnen Themis, Ángela Cerrillo: „Die Prostitution bedeutet eine Erniedrigung und unmenschliche Behandlung der Frauen, und dieses auch noch in der Presse zu veröffentlichen, bietet dem schrecklichen Problem des Menschenhandels einen Deckmantel und verschleiert eine Aktivität, hinter der mächtige Interessen stehen.“
Ganz anders sehen das hingegen die Verleger der betroffenen Presse, die den Vorstoß der Regierung diesbezüglich gänzlich ablehnen. Nicht nur wird in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass im Sinne der freiwilligen Selbstkontrolle bereits Fotos sowie allzu explizite Texte, die die Sensibilität der Leser verletzten könnten, verbannt worden seien. Viel schlagender sei jedoch ihr Argument, dass die Kontaktanzeigen nach derzeitiger Gesetzeslage gänzlich legal und im Sinne der Pressefreiheit vom Verfassungsgericht geschützt seien. „Wenn die politischen Entscheidungsträger der Meinung sind, dass die Prostitution eine sträfliche oder gesundheitsschädliche Handlung darstellt, müssten sie die Ausübung derselben verbieten“, wurde diesbezüglich erklärt. Solange sie jedoch nicht verboten ist, sei es auch unverständlich, wenn auf einmal keine Werbung mehr dafür gemacht werden dürfe.
Von Frauenvereinigungen wird dem entgegengesetzt, dass tatsächlich das Verbot der Prostitution dringend notwendig, derzeit jedoch nur schwer durchsetzbar sei. „In der Politik benötigt alles einen pädagogischen Lernprozess, damit die Gesellschaft versteht und die soziale Toleranz diesbezüglich sinkt. Deswegen würde die Abschaffung von Kontaktanzeigen in Printmedien durchaus ein erster Schritt in die richtige Richtung sein.“[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]