„Große Sprünge“ für kleine Tänzer


© Dt. Schule

Community Dance-Projekt mit dem britischen Choreographen Royston Maldoom

Für fast 180 Schüler zwischen sechs und siebzehn Jahren der Deutschen Schule Santa Cruz de Tenerife endet dieses Schuljahr auf eine ganz besondere Art.

Zusammen mit etwa 30 afrikanischen Kindern aus Heimen für minderjährige Flüchtlinge dürfen sie an einem Communitiy Dance-Projekt teilnehmen, das von dem bekannten britischen Choreographen und Tanzpädagogen Royston Maldoom und seiner langjährigen Kollegin Tamara McLorg geleitet wird.

Maldoom wurde nicht zuletzt dank des Dokumentarfilms „Rhythm is it!” und seiner Fähigkeit, durch seine Arbeitsweise die Konzentration der Kinder und Jugendlichen einzufangen, als eine Art „Kinderflüsterer” auf internationaler Ebene bekannt. Der Film begleitete eines der bekanntes­ten Tanzprojekte des Choreographen, das auf Initiative von Sir Simon Rattle zustande kam. Maldoom studierte dabei mit 200 teils aus sozialen Brennpunkten kommenden Berliner Schulkindern Strawinskys „Le sacre du printemps” ein. Die Aufführung zusammen mit den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle wurde ein Riesen­erfolg und der daraus entstandene Dokumentarfilm machte deutschlandweit Furore.

In Anlehnung an eben diese Initiative hat Anfang Juni auch auf Teneriffa die Arbeit zu einem Tanzprojekt begonnen, das auf den Namen „Grandes pasos” bzw. auf deutsch „Große Sprünge” getauft wurde. In verschiedene Gruppen aufgeteilt erarbeiten die Kinder und Jugendlichen mit Royston Maldoom und Tamara McLorg mehrere Stunden täglich verschiedene Choreographien, darunter die „Planeten-Suite” von Gustav Holst sowie zwei Stücke von Philip Glass.

Maldoom selbst beschreibt das Konzept hinter seiner Arbeit unter anderem so: „Wenn ich ein Studio betrete, sehe ich eine Gruppe Menschen, die sich für Kunst interessiert, und das ist es, was mir wichtig ist. Ich konzentriere mich nicht auf das, was uns unterscheidet, sondern auf das, was uns verbindet. Wir alle haben dieselben Gefühle, und damit arbeiten wir.” In diesem Sinne hat Maldoom schon in Äthiopien mit Straßenkindern und in Bosnien mit traumatisierten Jugendlichen ebenso gearbeitet wie mit Senioren, Gefängnis­insassen sowie geistig und körperlich behinderten Menschen. Die Freude an der Bewegung und das damit einhergehende neue, produktive Selbstwertgefühl stehen immer im Vordergrund. Schlüsselworte sind dabei unter anderem Respekt, Gemeinschaft, Leidenschaft, Vertrauen, Herausforderung, vor allem aber der Glaube an sich selbst und die Liebe.

Krönender Abschluss des Community Dance-Projektes auf Teneriffa ist eine Aufführung im Auditorium, live begleitet vom Orquesta Sinfónica de Tenerife, was dank der Unterstützung der Inselverwaltung möglich ist.

Die vorausgehende fast dreiwöchige Arbeit mit den Schü­lern und die Einbindung der afrikanischen Kinder in die Initiative sind jedoch das eigentlich Wichtige an dem Projekt.

Das Ergebnis der Arbeit ist am 27. Juni um 19.30 Uhr im Auditorio de Tenerife zu sehen. Allerdings sind ein Großteil der Eintrittskarten schon verkauft. Wer dennoch versuchen will, eine Karte zu ergattern, der kann dies ab dem 17. Juni über die Deutsche Schule Santa Cruz de Tenerife (bei Layla an der Rezeption in der Eingangshalle der Schule) tun. Preis 10 Euro.

Was ist Community Dance?

Der Begriff „Communitiy Dance” hat seine Wurzeln in England und bedeutet „Gemeinschaftstanz”. Community Dance ist aus der Überzeugung und Erfahrung entstanden, dass jeder Mensch die Möglichkeit hat, sein kreatives Potential in Tanz umzusetzen. Die Tanzprojekte richten sich an verschiedene Zielgruppen: Kinder, Jugendliche, Erwachsene, alte Menschen, Menschen mit körperlichen und/oder geistigen Behinderungen. Projekte und Unterricht werden von professionellen Tanzschaffenden geleitet.

Für Royston Maldoom, einem der bekanntesten Community Dance-Pioniere, ist es eine Art Philosophie. „Tanzen ist für jeden zugänglich, in jeder Situation, zu jeder Zeit. Die Frage, ob es sich dabei um Sozialarbeit, Pädagogik oder Kunst handelt, stellen wir in England nicht: Wir denken weder in Schubladen noch in Labels, was die Menschen oder das Tanzen betrifft.”

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