Gut versichert – aber dreist abgesichert


Als Resident habe ich meine Hausratversicherung bei einer Schweizer Versicherungsgruppe abgeschlossen, da hier die Beratung in deutscher Sprache erfolgen kann. Jetzt ist folgender Versicherungsfall eingetreten: Ich wurde im April vor der Kirche in Candelaria/Teneriffa von einem Paar an ein Treppengeländer gedrückt. Sie sahen aus wie Touristen und wollten fotografiert werden. Dabei wurden aus meiner Hosenseitentasche Geld und alle Papiere gestohlen. Am nächsten Tag habe ich mein Versicherungsbüro in Los Cristianos angerufen und den Vorgang geschildert. Meine Schwester und meine Schwägerin, die bei dem Raub in der Nähe standen, waren als Zeugen mitgekommen. Die Sachbearbeiterin erklärte uns, dass wir sofort zur Polizei gehen müssten und der Raub protokolliert werden muss. Uns, die wir alle drei kein Spanisch sprechen, wurden keinerlei schriftliche Angaben mitgegeben, wie das Protokoll anzufertigen sei und welche Dienststelle zuständig ist. Die Polizeistation in Los Cristianos hatte um 15 Uhr schon geschlossen und so fuhren wir zur Nationalpolizei. Dort gab man uns die Telefonnummer der Polizeizentrale in Madrid, die anzurufen sei, um eine Registriernummer zu erhalten. Die dortige Polizei ist mehrsprachig, aber deutsch nur bis 15 Uhr. Da es schon 16 Uhr war, habe ich versucht, den Vorgang in Englisch zu erklären. Aber mein vor 60 Jahren erlerntes Schulenglisch war unzureichend.

Danach, nach langer Wartezeit, wurde von einem Polizisten ein Protokoll angefertigt, das ich anschließend zur Versicherung gebracht habe. Wenige Tage später erhielt ich die kurze Mitteilung der Agentur, dass es sich laut Protokoll der Polizei um einen einfachen Taschendiebstahl ohne Gewaltanwendung gehandelt habe und der Schaden somit nicht versichert sei. In meiner in deutscher Sprache ausgefüllten Police steht unter Garantien und Versicherungssummen: Überfall oder Besitzentziehung außerhalb der Wohnung 600 Euro. Da hier ausdrücklich Besitzentziehung ausgedruckt ist, konnte ich davon ausgehen, dass mein Schaden von 140 Euro gedeckt ist. 

Man erklärte mir dazu persönlich in der Agentur, dass meine in deutscher Sprache ausgestellte Police gar nicht gültig sei. Bei der Versicherung existiere eine Originalpolice mit spanischem Text, der in meinem Fall gültig sei. Darin sei angegeben, dass man bei einem Überfall mit einer Pistole bedroht sein müsste oder niedergerungen und dabei körperlich beschädigt worden sei. Der Begriff „Besitzentziehung“ stehe gar nicht dabei. 

Die Originalpolice wurde mir nicht gezeigt, ich hatte sie wohl damals nicht unterschrieben. Eine mündliche Übersetzung der Versicherungsablehnung wurde ebenfalls abgelehnt, da ein Versicherungsmakler kein Übersetzer sei. Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass bei einer Versicherung im Sinne des Kunden beraten und geholfen wird. Da hilft nur noch die Kündigung.

Hier in Spanien beginnen gerade die Ferien und Hauptreisezeiten – auch für Diebe. Also bei Diebstahl von Wertsachen und Papieren ist Folgendes zu unternehmen:

1) Die Telefonnummer 902 102 112 in Madrid wählen (spanische Vorwahl 0034). Dort meldet sich täglich, auch an Sonn- und Feiertagen, die Nationalpolizei. Von 9 bis 15 Uhr in deutscher Sprache. Von 9 bis 21 Uhr Englisch, Spanisch oder Französisch.

2) Dort den Schaden schildern und die Personalausweisnummer angeben. Nach Aufnahme wird eine Register-

nummer mitgeteilt, die man sich notieren muss.

3) Mit der Registernummer zu irgendeiner Polizeidienststelle gehen. Dort wird der Bericht aus Madrid abgerufen und ein Schadensprotokoll kostenlos angefertigt.

4) Bei Verlust der Reisepapiere wird dieses Protokoll am Abflugschalter vorgelegt. Dort ist das kein Problem und leider schon alltäglich.

5) Ihre Versicherung benachrichtigen (viel Erfolg!)

Dieser Vorgang sollte in allen örtlichen Zeitungen mehrmals veröffentlicht werden, damit auch jede Hotelrezeption weiß, was zu tun ist.

Lorenz Köppinger

La Chayofa

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.