Hafen vs. Schildkröten


Der Hafen von Agaete soll einen zweiten, großen Anlegekai bekommen. Foto: Fotos Areras de Tenerife

Die Bürger Agaetes kämpfen standhaft gegen die geplante Hafenerweiterung

Gran Canaria – Das Anliegen der Bürger des Hafenstädtchens Agaete im Nordwesten Gran Canarias, die geplante Erweiterung ihres Fähr- und Fischereihafens zu verhindern, hat den Sprung in die überregionale Berichterstattung geschafft. Die renommierte spanische Tageszeitung El País berichtete Anfang Januar in einem ausführlichen Artikel über die Initiative der Einwohner, die der Beschaulichkeit ihrer kleinen Stadt und der Unversehrtheit der sie umgeben- den Natur den Vorzug geben vor einem durch die Politik in Aussicht gestellten Fortschritt, der den Charakter des Ortes für immer verändern könnte.

Das Blatt zitiert die Meeresbiologin und Professorin der Uni­versität La Laguna Natacha Aguilar, die die Meinung vertritt, der Ausbau des Hafens werde nur die chemische, akustische und visuelle Verschmutzung verschärfen. Nach der Erweiterung soll ein 587 Meter langer Kai in das Meer hinausragen und ein zweiter von 398 Metern Länge im rechten Winkel dazu liegen. Der Hafen wird dann ein Areal einnehmen, in dem jetzt verschiedene geschützte Arten wie die Unechte Karettschildkröte, der Seestern und zwei Meeresschneckenarten (Almeja canaria und Bucio) leben. Laut dem Umweltgutachten von 2013 kann die Einbringung von Materialien während des Hafenumbaus die unterseeischen Populationen der roten und gelben Hornkorallen im Norden Agaetes oder die nur zwei Kilometer entfernten Seegraswiesen erreichen und schädigen.

Auch viele Fischer sind gegen die Erweiterung. Sie glauben nicht, dass diese ihnen die versprochenen Verbesserungen bringt. Eher, dass das höhere Aufkommen an Booten ihnen den Fischfang kaputt machen kann. Außerdem müssten sie zunächst zum Fischen weiter hinausfahren als bisher, da sie damit rechnen, dass die Bautätigkeit die Sardinen vertreibt.

Das Hafenprojekt wird seit 2003 vorangetrieben, ohne dass die Bevölkerung viel davon bemerkt hätte, bis 2016 die Bürgerbewegung Salvar Agaete auf den Plan trat.

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