Haus des legendären Piraten „Amaro Pargo“ soll restauriert werden


© Ayto. El Rosario

Das Gemäuer verfällt in der Gemeinde El Rosario

Auf Ansinnen der Grünen hat der Gemeinderat in El Rosario beschlossen, das dem Verfall preisgegebene ehemalige Haus des Korsars Amaro Rodríguez Felipe – besser bekannt als Amaro Pargo – zu restaurieren. Das so genannte Haus des Piraten (Casa del Pirata) befindet sich im Ortsteil Machado und ist vollkommen verwahrlost.

Schatzsucher und Plünderer haben es über die Jahre in eine Ruine verwandelt. Die Eigentümer – 14 an der Zahl – zeigen kein Interesse am Erhalt dieses als Kulturgut geltenenden Gemäuers, und Bürgermeister Macario Benítez bedauert, dass verschiedene Treffen und Verhandlungsversuche mit dem Ziel einer Übernahme der Restaurierung durch die Stadt fruchtlos waren.

Nun hat der Gemeinderat die Absicht, das Gemäuer zu kaufen oder durch ein Abkommen mit den Eigentümern die Restaurierung zu verwirklichen. Das Haus des Piraten könnte danach für soziale und kulturelle Veranstaltungen offen stehen.

Die Ruine befindet sich in unmittelbarer Nähe der kleinen Kapelle von Machado, in der das Standbild der Schutzheilgen der Stadt, der Heiligen Jungfrau von El Rosario, untergebracht ist. Auch eine Abbildung des berühmten Piraten aus La Laguna ist hier zu finden.

Das Haus des Piraten wurde eigenartigerweise nie von diesem selbst bewohnt. Allerdings ist es von seinen vielen über Teneriffa verteilten Besitztümern sicher eines der bekanntesten, zumal er hier seinen berühmten „Schatz“ vergraben haben soll. Von Machado aus konnte Amaro Pargo außerdem wunderbar die Küste überwachen und nach feindlichen Schiffen oder Beuteschiffen Ausschau halten.

Vor drei Jahren erklärte die kanarische Regierung die Kapelle Nuestra Señora del Rosario sowie das ehemalige Haus des Piraten Amaro Pargo zum Kulturgut.

Der Robin Hood

unter den Seeräubern

Amaro Rodríguez Felipe kam am 3. Mai 1678 in La Laguna zur Welt. In die Geschichte Teneriffas ging der über viele Jahre als Kaufmann (er exportierte unter anderem Schnaps aus den Brennereien in La Laguna und Tegueste sowie Tabak nach Venezuela) tätige Sohn aus gutem Hause als der legendäre Pirat Amaro Pargo ein.

Es wird erzählt, dass er nur andere Piratenschiffe überfiel und nie arme Leute beraubte. Vom Königshaus erhielt er die Genehmigung, sein Schiff – die Clavel – zu bewaffnen und gegen die britischen Piraten und Bukaniere zu kämpfen, die die Inseln unsicher machten.

Durch den erbeuteten Reichtum konnte er sich zahlreiche Ländereien kaufen und wurde zu einer wohlhabenden, gefürchteten und verehrten Respektsperson und vom Königshof zum Edelmann ernannt. 

Besonders viele Grundstücke besaß Amaro Pargo in der Gegend von Punta del Hidalgo, da er von dort aus leicht die ganze Küste überwachen konnte. Insgesamt nannte er 60 Häuser, bis zu 15 Weingüter und weitläufige Ländereien sein Eigen.

Amaro Pargo soll ein ebenso tyrannischer und grausamer Pirat wie barmherziger und edler Spender gewesen sein, denn er bedachte die Kirche und ganz besonders das Kloster Las Catalinas  in La Laguna immer wieder mit großzügigen Spenden. Drei seiner Schwestern waren Nonnen und vielleicht war der scheinbar skrupellose Seeräuber deshalb ein so gottesfürchtiger und tief gläubiger Mann. Auch Waisen- und Armenhäuser erhielten immer wieder Spenden von Amaro Pargo.

Eine besondere Verehrung brachte Amaro Pargo der Nonne Sor María de Jesús aus dem Kloster Santa Catalina entgegen. Drei Jahre nach ihrem Tod wollte Amaro Pargo ihren Leichnam exhumieren, um ihn in einen edleren, von ihm gestifteten Sarg zu betten. Bei der Öffnung des Sarges bot sich ihm ein unglaublicher Anblick: der Körper der Nonne war auf wundersame Weise intakt und wies keinerlei Verwesungsanzeichen auf. Der Leichnam von Sor María de Jesús befindet sich in der Kirche des Klosters Santa Catalina in La Laguna und ist bis heute so unversehrt wie vor 275 Jahren. Jeden 15. Februar öffnet das Kloster seine Türen, damit die Gläubigen dieses „Wunder“ mit eigenen Augen betrachten können.

Auf dem Sarkophag, den Amaro Pargo für die treue Gottesdienerin anfertigen ließ, ist eine Inschrift zu lesen, deren Anfangsbuchstaben vertikal gelesen den Namen Pargo bilden.

Der Pirat starb am 4. Oktober 1747 im Alter von 69 Jahren. Es wird erzählt, dass der Trauerzug durch La Laguna sehr feierlich war und bis zu acht Pausen eingelegt wurden. Sein Grab liegt im rechten Teil des Schiffs des Klosters Santo Domingo in La Laguna. Auf dem Grabstein aus Marmor ist das Familienwappen der Rodríguez Felipe eingraviert. Der aufmerksame Betrachter stößt allerdings auch auf eine weitere Gravur: Ein zwinkernder Totenkopf mit gekreuzten Knochen.

Schatzsucher und Plünderer suchten noch Jahre nach seinem Tod vergeblich nach dem berühmten Schatz, der tatsächlich in Form einer großen Truhe existiert haben soll. Gold und Silber, Perlen und Edelsteine, wertvolle Stoffe und chinesisches Porzellan sollen den Inhalt gebildet haben. In seinem Testament erwähnte Amaro Pargo diese Truhe, die jedoch nie gefunden wurde.

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.