Menschen ohne Arbeit: 314.400 • Quote: 28,96%
Fast ein Drittel der Canarios leidet unter der hohen Arbeitslosigkeit, die Schließung von Unternehmen nimmt kein Ende, und die Unternehmer blicken skeptisch in die nahe Zukunft.
Präsident Paulino Rivero zeigt sich optimistisch und fordert Tourismus und Bauwirtschaft zur Zusammenarbeit auf. Ein Wirtschaftsanalyst prophezeit Wachstum bereits in diesem Jahr.
Am 28. Januar veröffentlichte das Nationale Statistik-Institut INE die Arbeitslosenzahlen zum Ende des vergangenen Jahres. Spanienweit führen die Kanarischen Inseln die traurige Liste der Regionen mit der höchsten Arbeitslosenquote an.
Ende 2010 hatten 314.400 Menschen und damit 28,96% der aktiven Bevölkerung auf den Kanaren keine Arbeit. Bei 16,1% der Familien waren alle Mitglieder erwerbslos; bei den unter 25-Jährigen betrug die Arbeitslosenquote 48,4%.
Im letzten Vierteljahr wurde die negative Tendenz des Jahres leicht abgebremst (4.200 und damit 1,34% mehr Arbeitslose als im Sommer). Zwischen Oktober und Dezember sank die Zahl der Arbeitslosen in der Provinz Santa Cruz de Tenerife um 2.900 auf 139.300 (26,1%), doch die Provinz Las Palmas de Gran Canaria verzeichnete einen Anstieg von 7.100 auf 175.100 (31,7%).
In ganz Spanien waren Ende des Jahres 4.696.600 Menschen arbeitslos; die Quote betrug 20,33% [die höchste seit 1997]. Momentan gibt es 1.328.000 Familien (10,2%), deren Mitglieder alle erwerbslos sind.
Fast 9.000 Geschäftsaufgaben seit Beginn der Wirtschaftskrise
Seit Beginn der Wirtschaftskrise im Sommer 2007 sahen sich auf den Kanarischen Inseln 8.663 Unternehmen (13,4%) zur Schließung gezwungen. Ende 2010 verzeichnete die Sozialversicherung 56.106 Firmen (1,8% weniger als ein Jahr zuvor).
Im ganzen Land gingen 165.091 Unternehmen (11,8%) seit Sommer 2007 zugrunde. Nach Angaben der Sozialversicherung bestehen momentan 1,24 Millionen Firmen (1,9% weniger als Ende 2009).
Die Krise traf in Spanien und auf den Kanaren insbesondere die Baubranche.
Unternehmer bezeichnen 2011 vorsichtig als
Übergangsjahr
Auf einer Pressekonferenz am 31. Januar präsentierten Vicente Dorta und Pilar Alcaide, Direktoren der beiden kanarischen Handelskammern, die Ergebnisse der letzten unter den kanarischen Unternehmern getätigten Umfragen. Der Vertrauensindex ICE beträgt derzeit -14,5 Punkte und übertrifft somit den nationalen, der sich auf -20,5 Punkte beläuft.
Die kanarischen Unternehmer blicken eher besorgt auf das gerade angefangene Jahr. Dies begründen sie mit der schwachen Nachfrage, dem wachsendem Wettbewerb und den Finanzierungsschwierigkeiten. Die meisten gaben an, im ersten Vierteljahr mit stag-nierendem Umsatz zu rechnen (58,3%). Bislang ziehen jedoch 91,3% der Unternehmen keine Entlassungen im ersten Vierteljahr in Betracht. Während sich Gastronomie und Tourismus (-7,4), Handel (-12,2) und Industrie (-14,9) optimistischer zeigten, blickt das Bauwesen pessimistisch in die nahe Zukunft (-31).
In einer offiziellen Mitteilung versuchten die Handelskammern, Optimismus zu vermitteln, und äußerten, ihrer Meinung nach werde 2011 ein Übergangsjahr sein. Die Unternehmen würden nach Stabilität suchen, um danach die Erholung des Geschäftes anzustreben. Später erst würde die Schaffung von Arbeitsplätzen in Frage kommen. Dieses Jahr werde sich die Erholung des Tourismus bemerkbar machen, der alle anderen Sektoren mit sich ziehen werde. Die Stärkung des Tourismus und die Wiederbelebung des Bauwesens seien grundlegend, um „das Licht am Ende des Tunnels“ sehen zu können.
Gegenüber einer kanarischen Tageszeitung stufte der Unternehmerverband Concap am 27. Januar die Aussichten für 2011 negativer ein als die Handelskammern und forderte für die Unternehmer mehr Einsatz von der Politik, besseren Zugang zu Kapital und Finanzierung und eine Vereinfachung der Bürokratie.
Rivero sieht touristisches Wachstum voraus und fordert Zusammenarbeit
Bei einem Treffen mit dem Unternehmerverband des Südens Cest am 26. Januar und bei dem Arbeitsfrühstück der Esade Business School am 27. Januar zeigte sich der kanarische Präsident Paulino Rivero optimistisch und erklärte, insbesondere das Wachstum der deutschen Wirtschaft und die Suche nach neuen Märkten würden dieses Jahr den Tourismus anfachen.
Doch sei eine umfassende Erneuerung und Verschönerung der Hotels und deren Umgebung nötig. Hier käme das Bauwesen ins Spiel, welches statt „neuen Boden zu verbrauchen“ die bestehende touristische Infrastruktur verbessern solle. Tourismus und Bauwesen müssten Hand in Hand arbeiten.
Für die Kanaren sei sowohl die Erholung des Tourismus als auch die des Bauwesens grundlegend, denn der Sektor erwirtschafte 15% des kanarischen Bruttoinlandsproduktes und biete Arbeitsplätze für Menschen mit wenig Ausbildung.
Deutscher Aufschwung soll Kanaren zugute kommen
Auf einer Konferenz am 27. Januar hielt der anerkannte Wirtschaftsanalyst Gonzalo Bernardos einen Vortrag mit dem Titel „Das Ende der Krise. Wie und Wann? Der Unterschied der Kanaren“.
Laut des Experten werde die spanische Wirtschaft 2011 das Ende der Krise erreichen und nach stetigem Abstieg wieder um einen Prozentpunkt anwachsen. Doch erst 2014 werde die Wirtschaft mit einem Wachstum von mehr als zwei Prozent wieder voll in Schwung geraten und Arbeitsplätze schaffen. Grundlegend sei die Umsetzung von Strukturreformen, so dass sich Spanien wirtschaftlich neu erfinden könne. Tiefgreifende Änderungen müssten bei den Banken, der Verwaltung, dem Steuersystem, dem Energiemodell, im Gesundheits- und Transportwesen vorgenommen werden.
Bernardos kündigte den Kanaren eine wirtschaftliche Erholung über dem spanischen Durchschnitt für dieses Jahr an, bedingt durch das Wachstum der deutschen Wirtschaft in Höhe von 3,6% und dem Verhalten des britischen Pfundes.
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