Wirtschafts- und Finanzminister lehnt Hilfsmaßnahmen für Baubranche ab
Wirtschafts- und Finanzminister Pedro Solbes hat sich bei Spaniens Immobilienmaklern und Bauherrn äußerst unbeliebt gemacht. Auslöser für den Ärger sind Aussagen des Ministers, denenzufolge die Regierung keine „künstlichen“ Maßnahmen ergreifen wird, um dem von der Wirtschafts- und Finanzkrise in Spanien am meisten betroffenen Sektor unter die Arme zugreifen.
Madrid – Wörtlich hatte Solbes am 8. Mai erklärt: „Der dringend notwendige Anpassungsprozess auf dem Bausektor darf nicht durch künstliche Mittel verhindert werden. Die Branche hat in den letzten Jahren unnatürlich hohe Einnahmen erzielt, die sich selbst auf ein Mittelmaß einpendeln müssen, damit der reguläre Wohnungsbau wieder normal wächst, und zwar um etwa 3%.“ Natürlich werde dieser Anpassungsprozess in der Baubranche sich auch auf andere Sektoren auswirken, so der Minister weiter, Auswirkungen, die sich selbst beim Bruttoinlandsprodukt bemerkbar machen werden, wenn auch nur vorübergehend.
Die Reaktionen der betroffenen Sektoren ließen nicht lange auf sich warten. Sowohl vonseiten der Bau- als auch der Immobilienbranche wurden Solbes Worte scharf kritisiert. Es handle sich um „frivole Redemacherei“. Der „normale Anpassungsprozess“, von dem der Minister sprach, sei eine Krise, die es in sich habe, und innerhalb der nächsten 18 Monate bis zu anderthalb Millionen Menschen den Arbeitsplatz kosten könne. Unzählige Unternehmen stünden vor dem Konkurs.
„Da wird versucht, eine Lungenentzündung mit Hustenbonbons zu behandeln“, ironisierte Guillermo Chicote, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes der Bauherrn in einem Radiointerview wenige Tage später. „Wir fordern ja gar keine Hilfe für uns selbst, sondern ein Signal vonseiten der Regierung, dass potentielle Immobilienkäufer wieder Vertrauen gewinnen.“