Iberia erwirbt Air Europa


Die Marke Air Europa soll innerhalb der IAG-Gruppe bestehen bleiben. Foto: EFE

Der Flughafen Madrid, Hauptstützpunkt von Iberia, soll als internationaler Hub gestärkt werden. IAG peilt die Vorherrschaft auf den Transatlantikflügen an. Die Genehmigungen von Kartellamt und EU-Kommission stehen wegen zu hoher Marktquote noch aus

Madrid – Die IAG-Gruppe, bestehend aus British Airways, Iberia, Level, Vueling und Air Lingus, hat sich mit Globalia über den Erwerb von Air Europa geeinigt. Es wurde ein Kaufpreis von einer Milliarde Euro vereinbart. IAG plant den Geschäftsabschluss für die zweite Jahreshälfte 2020, wenn die Genehmigungen des Kartellamtes vorliegen. Die Marke Air Europa soll bestehen bleiben und autonom innerhalb von Iberia unter der Leitung des bisherigen Geschäftsführers, Luis Gallego, weiter bestehen.
Die Eingliederung von Air Europa wird Iberia ihrem Ziel, ihre Hauptbasis auf dem Flughafen von Madrid in einen europäischen Hub zu verwandeln, erheblich näherbringen. Madrid soll mit den internationalen Flughäfen Amsterdam, Frankfurt, London und Paris mithalten.
IAG verfolgt das Ziel, bei den Flugverbindungen zwischen Europa und Amerika zum Marktführer zu werden. Nach der Gründung von Level, der Low-Cost-Airline für Langstreckenflüge, wird nun der Erwerb von Air Europa mit ihren 24 Transatlantikverbindungen – mit den USA, der Karibik und Südamerika – einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zu diesem Ziel darstellen.
Vorher wird IAG jedoch noch zwei Hindernisse „umschiffen“ müssen.
Das Kartellamt könnte die erforderliche Genehmigung verweigern, denn die Airlines der erweiterten IAG-Gruppe – British Airways, Iberia, Iberia Express, Air Nostrum und Air Europa – würden 72% der Passagiere der spanischen AENA-Flughäfen befördern, was ihre Position auf dem nationalen Markt erheblich verstärken und sie mit Abstand zur größten spanischen Fluggesellschaft nach Passagierzahlen machen würde (Januar bis September 2019: zusammen 47,3 Millionen Passagiere auf nationalen Flügen). Ryanair würde nunmehr das einzige Gegengewicht, und auch nur mit lediglich 16%, darstellen (9,6 Millionen Passagiere). Ob das Kartellamt diese Marktführerschaft und eine befürchtete Preissteigerung hinnehmen wird, ist fraglich.
Außerdem würden sich die noch nicht feststehenden Auswirkungen des Brexit auf die eigentlich spanische Iberia, die jedoch der britischen IAG angehört, auf Air Europa ausweiten.

Gewinnbringendes
Unternehmen
Bei Air Europa handelt es sich um die viertgrößte spanische Airline nach Passagierzahlen. Die Fluggesellschaft verfügt über eine Flotte von 66 Flugzeugen und fliegt 69 nationale und internationale Ziele an. Das Angebot deckt Langstreckenflüge nach Lateinamerika, USA, Karibik und Nordafrika ab. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Gesellschaft Einnahmen von 2,1 Milliarden Euro und einen Bruttogewinn von 67 Millionen Euro. Bei Air Europa handelt es sich um das größte Unternehmen der Globalia-Gruppe, die im vergangenen Jahr 52% der Umsätze und somit weit mehr als die Reiseagenturen Halcón Viajes und Ecuador erbrachte.

Position soll gestärkt werden
Der IAG-Vorstand hat den Erwerb von Air Europa damit begründet, dass auf diese Weise die internationale Bedeutung des Madrider Flughafens als Dreh- und Angelpunkt gestärkt und dieser zur ernsthaften Konkurrenz für die vier großen Hubs Europas – Amsterdam, Frankfurt, London Heathrow und Paris Charles de Gaulle – aufsteigen werde. Die Ausweitung von Netzen und die führende Position von IAG im südlichen Atlantik würden ge­-
sichert. Die Kunden würden durch mehr Flexibilität bei einem erweiterten Flugzeitangebot profitieren.
Durch die Zusammenführung würden Kosten gespart und zwar durch Codesharing, verbesserte Flugabstimmung, durch eine Stärkung des Knotenpunkts Madrid, eine Anpassung der Werbekampagnen etc.
IAG geht davon aus, dass bereits im Jahr 2024 die Eingliederung von Air Europa etwa 12 Millionen Passagiere mehr bringen werde, davon 2,5 Millionen auf Langstreckenflügen. Es sollen zehn neue Ziele und 37 zusätzliche Flugzeuge dazukommen.
Hier taucht jedoch ein weiteres Problem des Geschäfts auf, denn Globalia Air hatte 25 Boeing 737 MAX bestellt, die nach den tödlichen Unfällen in Indonesien und Äthiopien nicht ausgeliefert wurden.

Für Kunden von
Bedeutung:
Aufgrund der zu erwartenden Marktführung befürchten die Experten eine Preissteigerung bei den Tickets.
Das Kartellamt und die EU-Kommission müssen abwägen, ob der Wettbewerb zu stark eingeschränkt wird. Es könnte die Auf- oder Abgabe von Routen angeordnet werden. Auf einigen Strecken im nationalen Bereich würde es zum Monopol kommen, wie die Verbraucherschutzorganisationen bereits reklamierten.
Iberia wird die Meilensammelprogramme Air Europa Suma und Avios zusammenführen müssen.
Derzeit fertigt Air Europa an den Terminals 1 und 2 ab, während Iberia die Vorherrschaft im T4 hat. Dorthin soll Air Europa umziehen.
Diverse Flüge von Air Europa überschneiden sich mit denen von Iberia. Es kann zu Streichungen und Flugplanänderungen kommen.
Im Gegensatz zu Iberia, bei der Airbus-Maschinen überwiegen, verfügt Air Europa vor allem über Boeings.
Air Europa beschäftigt 3.800 Mitarbeiter. Die Posten der Piloten und des Kabinenpersonals sind nicht gefährdet, doch bei Handling und Wartung könnte es aus Gründen der kostensparenden Zusammenführung zu Streichungen kommen.

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