Die Beihilfe zum Tod eines Ganzkörpergelähmten entflammt die Debatte um Sterbehilfe erneut
Die augenscheinliche Beihilfe zum Tod eines Ganzkörpergelähmten hat in Spanien erneut die Debatte um die hierzulande illegale Sterbehilfe entflammt. Der 53-jährige Jorge León Escudero war Anfang Mai tot in seiner Wohnung in Valladolid aufgefunden worden. Es gab keine Anzeichen von Gewalt, doch die für ihn überlebenswichtige Beatmungsmaschine war abgeschaltet und neben ihm wurde ein Glas mit einem Strohhalm gefunden.
Madrid/Valladolid – Die Polizei geht davon aus, dass ein bislang noch Unbekannter ihm dabei geholfen haben muss, ein Schlafmittel zu sich zu nehmen und danach das Gerät abgeschaltet hat. Escudero hatte bereits mehrmals offiziell beantragt, sterben zu dürfen. Jedes Mal ohne Erfolg.
Der 53-Jährige war seit einem Sportunfall vor sechs Jahren am ganzen Körper gelähmt, nur seine Lippen konnte er noch bewegen. In einem Internet-Blog hatte er seine Situation seit langem eindringlich beschrieben und immer wieder seinen Wunsch auf einen „würdigen Tod“ zum Ausdruck gebracht, ja sogar ganz direkt um Hilfe gebeten. Seine Familie bittet nun auch die „helfende Hand, die ihm Frieden schenkte“, gegen die noch ermittelt wird, nicht zu verurteilen. „Jorge hat es geschafft, seiner Hölle zu entfliehen“, so die Aussage seiner nächsten Angehörigen. Seinem „Helfer“ würden nach derzeitiger Rechtslage drei Jahre Gefängnis drohen.
Vonseiten der Regierung zeigte man sich zwar nicht grundsätzlich gegen die Euthanasie eingestellt. Doch, so betonte Gesundheitsministerin Elena Salgado, stehe das Thema in dieser Legislaturperiode nicht zur Debatte. Zwar hat sich die sozialistische Regierung in den letzten Jahren an viele Tabu-Brüche gewagt, doch die Legalisierung der Sterbehilfe scheint ihr in dem mehrheitlich katholischen Land dann doch zu riskant.
Die linke Partei Izquierda Unida will in den nächsten Wochen eine Initiative starten, um eine Parlamentsdebatte über aktive Sterbehilfe zu erwirken.
Der Fall Ramón
Die Problematik Sterbehilfe ist seit dem Fall des Querschnittsgelähmten Ramón Sampedro immer wieder Mittelpunkt hitziger Debatten. Sampedro war es nach einem jahrzehntelangen Kampf um einen würdevollen Tod gelungen, mit Hilfe einer Freundin Frieden zu finden. Seine Leidensgeschichte wurde in dem mit einem Oscar prämiierten Spielfilm „Das Meer in mir“ verarbeitet.
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