„Ich vertraute meinem Mann“


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Prinzessin Cristina sagte sechs Stunden lang vor Gericht aus

Es war das erste Mal, dass ein Mitglied des spanischen Königshauses vor Gericht erscheinen musste. Am 8. Februar beantwortete Prinzessin Cristina, die jüngste Tochter von König Juan Carlos, sechs Stunden lang die Fragen des Untersuchungsrichters, der Staatsanwaltschaft und der Nebenkläger in Palma de Mallorca. Sie wird der Steuerhinterziehung und Geldwäsche im Zusammenhang mit den Geschäften ihres Ehemannes Iñaki Urdangarin verdächtigt, gegen den bereits seit zwei Jahren ermittelt wird.

Palma de Mallorca – Während der Befragung durch den Untersuchungsrichter José Castro, den Staatsanwalt Pedro Horrach sowie durch einige der vierzig anwesenden Anwälte betonte die Infantin immer wieder, sie habe keinerlei Einfluss auf die Geschäftsführung der beiden Unternehmen ihres Mannes genommen. Iñaki Urdangarin hatte sich der beiden Gesellschaften Nòos und Aizoon bedient, um an öffentliche Mittel zu gelangen und diese auf andere Konten „umzuleiten“. Richter Castro legte der Infantin Dutzende Verträge und Rechnungen vor, einige auch für ihr Anwesen in Barcelona, die über Konten von Aizoon bezahlt worden sind. Doch Prinzessin Cristina gab immer wieder dieselben Antworten: Sie wisse nichts über die Herkunft des Geldes und seine Verwendung. Niemals habe sie den Verdacht gehabt, dass ihr Mann etwas Unrechtes tue. „Ich habe meinem Mann vertraut“, beteuerte sie immer wieder. „Ich weiß nicht, das ist mir nicht bekannt oder ich erinnere mich nicht“, waren die häufigsten Antworten auf die mehr als vierhundert Fragen, die Richter Castro ihr stellte. Ihr Anwalt unterstrich wiederholt, Cristina von Borbón sei eine Hausfrau und Mutter von vier Kindern. Daneben sei sie Mitarbeiterin von La Caixa. In dieser Funktion stünden etwa hundert Flüge jährlich auf ihrem Programm. Da bleibe weiß Gott keine Zeit mehr, sich um die Geschäfte ihres Mannes zu kümmern.

Die Verteidiger der Infantin unter der Leitung von Miquel Roca versicherten in Hunderte von Kameras und Mikrofonen, deren Erklärungen vor Gericht seien ein voller Erfolg gewesen Ihre Antworten nannte Roca „konkret und ohne Umschweife“. Er nutzte auch das große Medieninteresse, um zu unterstreichen, dass die Prinzessin wie jede andere Bürgerin behandelt worden sei. „Dies ist ein großer Tag für die Justiz gewesen“; rief er euphorisch aus. Währenddessen stieg Richter José Castro auf sein Motorrad und fuhr kommentarlos davon.

Familiengespräch

Nach ihrer Aussage vor Gericht flog die Prinzessin direkt nach Madrid, um ihren Eltern im Rahmen eines Abendessens vom Verlauf der Vernehmung zu berichten. König Juan Carlos und das Kronprinzenpaar hatten die Ereignisse in Palma mit Interesse verfolgt. Am nächsten Morgen kehrte Cristina zu ihren Kindern und ihrem Mann nach Genf zurück.

Richter Castro lässt sich Zeit

Mit der Entscheidung, ob er Prinzessin Cristina im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen ihren Mann anklagen oder die Klage niederschlagen werde, will Untersuchungsrichter José Castro sich Zeit lassen. Er werde die Videos mit ihren Aussagen eingehend studieren und habe nicht die Absicht, die letzten Knoten des Falles übereilt zu lösen, ließ er die Medien wissen. Entweder, er spricht die Tochter des spanischen Königspaares von jeder Mittäterschaft im Fall Urdangarin frei, weil keine stichhaltigen Beweise vorliegen, oder er setzt sie bei dem zukünftigen Prozess, der  in etwa einem Jahr stattfinden wird, auf die Anklagebank.

Die verschiedenen Nebenkläger, wie „Frente Civico“, die rechtsradikale Gewerkschaft „Manos Limpios“, um nur einige zu nennen, fordern weiterhin die Verurteilung der Prinzessin und bezeichneten ihre Aussagen als unkorrekt und ausweichend.

Antikorruptions-Staatsanwalt Pedro Horrach, der nach wie vor die These vertritt, dass es keinerlei Handhabe für eine Anklage der Infantin gibt, sagte vor den Medien, er hoffe, dass Richter Castro noch einmal gründlich über den Fall nachdenke und sich schließlich für die  Einstellung des Verfahrens entscheide. Doch weder die Staatsanwaltschaft noch die Verteidigung hätten die Absicht, ihn zeitlich unter Druck zu setzen.

Verbotene Video-Aufzeichnungen

Im Zusammenhang mit der Vernehmung der Prinzessin ist dem Richter sozusagen ein neuer Fall erwachsen. Trotz seines strengen Verbotes, Aufzeichnungen irgendwelcher Art anzufertigen, ist ein Video in der Öffentlichkeit aufgetaucht. Der Generaldirektor der Nationalpolizei, Ignacio Cosidó, hat die Aufzeichnung als Delikt bezeichnet, nachdem das Gericht ein strenges Verbot verhängt hatte.

Offensichtlich haben die enormen Sicherheitsvorkehrungen, welche das Innenministerium getroffen hatte, nicht gefruchtet. Mehr als zweihundert Polizeibeamte, Spürhunde, Scanner und Metalldetektoren an den Eingängen konnten die Aufzeichnung nicht verhindern.

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