Illegale Migration als Geschäft auf den Kanaren

Migranten versuchen nicht selten, mit gefälschten Ausweisdokumenten auf das spanische Festland weiterzureisen. Foto: Policía Nacional

Migranten versuchen nicht selten, mit gefälschten Ausweisdokumenten auf das spanische Festland weiterzureisen. Foto: Policía Nacional

Es wurde ein Netzwerk von Passfälschern aufgedeckt

Madrid – Viele Migranten benutzen die Kanarischen Inseln nicht als Zielort, sondern als Transitort, um sich von dort aus zum Festland durchzuschlagen. Ein 35-jähriger Senegalese, der 2007 mit einem Schlauchboot illegal nach Gran Canaria kam, hat während der Migrationskrise im letzten Jahr auf dem Archipel ein kleines Vermögen angehäuft. Gor, wie er genannt wird, leitete angeblich ein Netzwerk auf Teneriffa, das sich mit der Fälschung von Pässen beschäftigte. Damit konnten Dutzende von Landsleuten, die keine Papiere hatten, zum spanischen Festland reisen. Nach Angaben der Polizei verlangte er bis zu 1.500€ für jeden Pass. Er konnte die Pässe sogar wiederverwenden, denn die sogenannten „Kunden“ mussten sie nach ihrer Ankunft am Zielort zurückgeben.

Illegale Einwanderer benötigen einen Pass, um vom Archipel auf das Festland zu gelangen. Unter den mehr als 4.500 Senegalesen, die im vergangenen Jahr auf den Inseln ankamen und nach den Marokkanern die zweitgrößte Gruppe mit dieser Nationalität sind, gab es sehr viele, die ohne Ausweispapiere ankamen. Ohne Reisepass saßen sie auf den Inseln fest. Sie hatten keine andere Wahl, als darauf zu warten, dass die Behörden ihre Überweisung in ein Zentrum auf dem Festland genehmigen oder monatelang im Lager zu warten, mit der Befürchtung, abgeschoben zu werden. Die Ermittlungen der Polizei begannen im November, als die Zahl der Migranten, die versuchten, die Inseln zu verlassen, immer weiter zunahm. Zu diesem Zeitpunkt entdeckten die Agenten immer wieder gefälschte Dokumente. In den letzten Monaten sind 113 Senegalesen unter diesen Umständen festgenommen worden. Die Polizei hat Gor und 15 weitere Landsleute verhaftet und schätzt, dass sie mindestens 200.000€ erbeutet haben.

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