Immer mehr Menschen leben auf der Straße


Die Wirtschaftskrise greift weiter um sich

Zum Tag der Obdachlosen, dem 24. November, hat die Tageszeitung Diario de Avisos die Caritas zur Lage der Obdachlosen auf Teneriffa befragt. Nach Angaben von Caritas leben derzeit rund 200 mittellose Personen auf den Straßen der Insel.

In diesem Jahr haben schon rund 500 obdachlose Personen bei Caritas um Hilfe ersucht, doch aufgrund des Platzmangels hat die Organisation nur rund 70% aufnehmen können. Caritas bestätigte eine steigende Tendenz bei der Obdachlosenzahl, denn die jahrelange Wirtschaftskrise führt weiterhin zum Verlust der Existenzgrundlage und dem sozialen Ausschluss.

Úrsula Peñate, Koordinatorin für Soziales von Caritas, erklärte, das typische Profil eines Obdachlosen sei das eines Mannes im Alter von 18 bis 25 Jahren oder aber über 50, der einem mittlerweile nicht mehr gefragten Beruf nachgegangen sei. Doch auch eine steigende Anzahl alleinstehender Frauen und Einwanderer sprechen bei Caritas mit der Bitte um Aufnahme vor, weil es auf den Kanaren keine für diese Bevölkerungsgruppen vorgesehenen Zentren gibt. 

Der Sparzwang hat sich auch auf das Hilfsangebot von Caritas ausgewirkt. So musste die Hilfsorganisation das „Projekt Ben“ für illegale Einwanderer aufgeben und das „Projekt Lázaro“ für mittellose HIV-Erkrankte einschränken. In Santa Cruz führt die Hilfsorganisation derzeit nur noch zwei Obdachlosenheime für Männer und eine Zufluchtsstätte für alleinerziehende Elternteile, in denen in diesem Jahr schon über 300 Personen aufgenommen wurden.

Peñate gab die Schuld an der zunehmenden Obdachlosigkeit und dem fehlenden Hilfsangebot den Politikern, die das Problem ignorieren und keine Maßnahmen ergreifen.

Ein neues Zentrum für alleinstehende Eltern

Im November beschloss das So-zialamt von Santa Cruz den Etat für das kommende Jahr. Der Posten zur Unterstützung der Obdachlosen wird von 820.000 Euro auf 1,2 Millionen Euro angehoben. Davon sollen 200.000 Euro zur Einrichtung eines Zentrums für alleinstehende Eltern – dabei handelt es sich meistens um Frauen – abgezweigt werden, denn „das Obdachlosenheim ist kein geeigneter Ort“, so Alicia Álvarez, Stadträtin für Soziales. Um Kosten zu sparen wird die Verwaltung der Obdachlosenherberge, der mobilen Sozialtruppe (UMA) und des betreuten Wohnens zusammengelegt.

Familien in der Not und Kinderarmut

Ende November veröffentlichte das Nationale Statistikinstitut (INE) die Ergebnisse der neuesten Umfrage zu den Lebensbedingungen. Demnach ist der Anteil der unter der Armutsgrenze lebenden Canarios von 35% auf 33% zwar etwas zurückgegangen, liegt jedoch weiterhin noch elf Prozentpunkte über dem spanischen Durchschnitt von 22% und an vorletzter Stelle unter den Regionen. Zählt man die von der Armut bedrohten Personen dazu, beträgt der Anteil sogar 40%. 

Darüber hinaus ermittelte das INE, dass es sich bei den Kanarischen Inseln im Vergleich zu den anderen spanischen Regionen um das Gebiet mit den meisten Haushalten handelt, die unerwartete Kosten nicht bedienen können, also über keinerlei Ersparnisse verfügen (65% – 23% über dem spanischen Schnitt).

Außerdem gab Inés Rojas, Ressortleiterin für Kultur, Sport und Soziales, dieser Tage die neuesten Ergebnisse einer UNICEF-Studie bekannt, wonach auf den Kanaren die Kindesarmut 29% beträgt, also fast jedes dritte kanarische Kind in Armut lebt. Diese Quote liegt vier Prozentpunkte über dem spanischen und neun Prozentpunkte über dem europäischen Schnitt.

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