Immigrant sollte seine Niere verkaufen


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Mitglieder einer serbischen Diebesbande entführten einen Marokkaner, um eine Organspende zu erzwingen

Durch eine Polizeioperation gegen eine kriminelle Organisation, welche sich auf Einbrüche in Luxusvillen spezialisiert hatte, ist auch ein Versuch aufgeflogen, von einem mittellosen Immigranten für 6.000 Euro eine Niere abzupressen.

Zwei Jahre lang hatte die Nationalpolizei gegen die serbische Bande ermittelt. Als es schließlich zum Zugriff kam, wurden 48 Mitglieder verhaftet, fünf von ihnen, weil sie versucht hatten, einen marokkanischen Einwanderer zu überzeugen, sich eine seiner Nieren entfernen zu lassen, als Ersatzorgan für den 32-jährigen Sohn des Bandenchefs, der aufgrund eines Nierenleidens ein Spenderorgan benötigte. 

Die Radosavljevic-Bande operierte in halb Europa und benutzte für die Einbrüche in Luxuswohnsitze minderjährige Mädchen, die gelernt hatten, Schlösser zu öffnen und in Häuser einzubrechen. Die Organisation handelte mit diesen Mädchen, welche sie an sich band, indem sie sie mit Bandenmitgliedern verheiratete und den Familien 100.000 Euro „Mitgift“ zahlte. Die Nationalpolizei arbeitete während der Ermittlungen mit der belgischen und der deutschen Polizei zusammen. 

Die Radosavljevics operierten von ihrem Hauptquartier in Tarragona aus. Von dort aus schickten sie die Mädchen in Städte in ganz Spanien und im Ausland, damit sie dort die Einbrüche begingen. Das Eindringen in die Häuser und Wohnungen wurde vornehmlich bewerkstelligt, indem mittels einer Visitenkarte oder Röntgenaufnahme der Riegel des Türschlosses zurückgeschoben wurde, sofern diese nicht durch Zuschließen gesichert war. Dabei wurde reiche Beute gemacht, allein in zwei Madrider Haushalten wurden zusammen 2,2 Millionen Euro gestohlen. 

Bei Telefon-Abhöraktionen kam die Polizei im Zuge der Ermittlungen einer weiteren Straftat auf die Spur. Einige Bandenmitglieder versuchten für den nierenkranken und auf Dialyse angewiesenen Sohn ihres Anführers eine Niere für eine Transplantation zu beschaffen. Dafür sollte die wirtschaftliche Not eines Marokkaners, der sich ohne Aufenthaltsgenehmigung im Land aufhielt, ausgenutzt und er dazu gebracht werden, für 6.000 Euro eine seiner Nieren zu „spenden“. Der Mann lebte in einem besetzten Haus nahe der Luxusvilla der Radosavljevics in Tarragona und hatte schon begonnen, sich im Krankenhaus Bellvitge in Barcelona verschiedenen Untersuchungen auf die Eignung als Spender zu unterziehen, als er sich entschloss, einen Rückzieher zu machen. Daraufhin wurde er entführt und in einem Haus eingesperrt, wo er verprügelt und mit dem Tode bedroht wurde, um ihn zu zwingen, weiterzumachen. Das Eingreifen der Polizei bereitete dem ein Ende. 

Im Krankenhaus war schon mittels Blut-, Röntgen- und anderen medizinischen Untersuchungen die Kompatibilität von Spender und Empfänger festgestellt worden. Doch zwei weitere Hürden hätten noch genommen werden müssen: Die Zustimmung eines Richters und der Ethikkommission, die finanzielle Interessen ausschließen muss. Bei Lebendspenden, die nicht von Familienangehörigen kommen, soll sehr genau überprüft werden, ob tatsächlich altruistische Gründe vorliegen oder ob nicht doch Geld fließt. 

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