Inhalt einer Zeitkapsel aus der Francozeit restauriert


Zaragoza – Als die Plaza de Santa María in dem Städtchen Tauste bei Zaragoza neugestaltet werden sollte, führte der Archäologe Raúl Leorza, bevor die Baumaschinen zum Einsatz kamen, Ausgrabungen durch. Dabei fand er unter anderem Überreste mittelalterlicher Grab- stätten, ein Stück Keramik aus der Bronzezeit, Reste einer Stadtmauer und römische Artefakte. Außerdem kam unter dem Pflaster eine Flasche zum Vorschein, die nicht den Eindruck machte, besonders alt zu sein. Einer Eingebung folgend brachte Leorza sie zu einer Restauratorin.

Ein Jahrzehnt später hat die Kammer der Doktoren und Akademiker der Philosophie und Geisteswissenschaften von Aragón das Resultat der Restaurierung veröffentlicht. Es handelt sich tatsächlich um eine sogenannte Zeitkapsel, ein Behältnis, in welchem Dokumente und Objekte deponiert werden, damit spätere Generationen sie finden.

In der Flasche befanden sich Visitenkarten, Zeitungsausschnitte, offizielle Schriftstücke und Briefe des Bürgermeisters an die Einwohner. Den restaurierten Papieren konnten die folgenden Begebenheiten entnommen werden, die sich vor 63 Jahren ereigneten. Francisco Franco hatte sich zu einem Besuch in der Stadt angekündigt. Deshalb forderten der Zivilgouverneur von Zaragoza und der damalige Bürgermeister von Tauste, Antonio Jaraute Bayarte, die Einwohner des Ortes dazu auf, sich und die Stadt herauszuputzen, um den „siegreichen Anführer und Staatschef“ zu empfangen, und zwar mit der „Begeisterung, Zuneigung und Dankbarkeit, die er verdient, da er sich um unsere Probleme und die unseres Landkreises kümmert“. Sie verlangten zudem, dass die Anwohner blaue Hemden tragen sollten (das Kennzeichen der Falangisten), sofern sie eines besäßen.

Der Besuch des Diktators verlief planmäßig, und der Bürgermeister wurde mit einer silbernen Verdienstmedaille und einem Kommandostab geehrt. Allerdings mussten die Bürger die Kosten für diese Auszeichnungen übernehmen. Der stellvertretende Bürgermeister Cecilio Cardona schrieb deshalb Briefe an alle Einwohner, in welchen er ihnen für die Spende für den Kommandostab für den Herrn Bürgermeister dankte.

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