Der Betrug im Netz ist das zweithäufigste Delikt nach Diebstahl
Madrid – Das spanische Innenministerium hat Anfang Juni den Bericht zur Internetkriminalität des Jahres 2019 veröffentlicht. Demnach verzeichnet dieser Zweig der Delinquenz hohe Zuwachsraten. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 218.302 Straftaten angezeigt, die über das Internet begangen wurden, fast 35,8% mehr als in 2018, als 160.729 Anzeigen aufgenommen wurden, und nahezu das Doppelte der 117.399 Straftaten, die 2017 zu verzeichnen waren.
Die Internetdelikte machen 9,9% der insgesamt 2,2 Millionen bekannt gewordenen Straftaten des Jahres 2019 aus. Vor drei Jahren waren es nur 4,6%. Voraussichtlich werden die Zahlen von 2020 noch wesentlich höher ausfallen, denn die Polizei hat während der Ausgangssperre einen Anstieg der Internet-basierten Straftaten um 70% festgestellt.
Betrug über das Internet hat mit 88,1% bzw. 192.375 Fällen den bei Weitem höchsten Anteil an der Cyberkriminalität. Es folgen Bedrohung und Nötigung mit 12.782 Fällen. Die Anzahl dieser Straftaten hat sich seit dem Vorjahr kaum erhöht. Polizeiexperten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer der Internetstraftaten wesentlich höher liegt. Ist die Betrugssumme gering, so wird das Delikt erfahrungsgemäß in den meisten Fällen nicht angezeigt.
Der Bericht zeigt auch, dass die Aufklärungsquote bei Internetstraftaten äußerst gering ist. Nur 30.841 Fälle wurden aufgeklärt, das entspricht 15,1%. Bei anderen Straftaten liegt die Aufklärungsquote viel höher, bei Tötungsdelikten sind es beispielsweise nahezu 90%. Im Jahr 2019 wurde gegen 8.914 Personen wegen über das Internet begangenen Straftaten ermittelt. Das typische Profil der Täter ist: männlich (74,3%), zwischen 26 und 40 Jahre alt und spanischer Nationalität (79,6%).
Zumindest zum Teil passt der 23-jährige Jordi. A. F. aus Leon in dieses Schema, der im Juni 2019 von der Zentralen Operationseinheit der Guardia Civil (UCO) im Rahmen der Polizeioperation „Lupin“ verhaftet wurde. Er gilt als der erfolgreichste Internetbetrüger der spanischen Kriminalgeschichte. Mit seinen Betrügereien nahm er monatlich bis zu 300.000 Euro ein. Als er verhaftet wurde, bereitete Jordi gerade einen Coup vor, der die Einzelhandelskampagne „Black Friday“, die jedes Jahr im November stattfindet, nutzen sollte und ihm eine Million Euro eingebracht hätte.
Den Grund für die hohen Zuwachsraten im Bereich des Internetbetrugs sehen Polizeianalytiker in den hohen Summen, die dieser einbringt, in den immer günstigeren Preisen für die Geräte, die dafür benötigt werden, sowie in dem geringen Risiko für die Täter.