Kampf um den Inlandstourismus


© Moisés Pérez

Kanarische Delegation kehrte zufrieden von der internationalen Tourismusmesse in Madrid (Fitur) zurück

Auf der Tourismusmesse Fitur, die Mitte Januar Vertreter des Sektors aus aller Welt in Madrid versammelte, interessierte sich der spanische Kronprinz Felipe [auf dem 1. Foto zwischen dem kanarischen Präsidenten Paulino Rivero (l.) und dem Minister für Tourismus José Manuel Soria (r.)] insbesondere für El Hierro. Am Stand der Islas Canarias sprach er lange mit Inselpräsident Alpidio Armas, um sich von der wirtschaftlichen Lage der Herreños ein Bild machen zu können.

Als Zeichen der Solidarität kündigte der Kronprinz an, zusammen mit Prinzessin Letizia am 30. Januar nach El Hierro zu reisen, denn die ganze Welt solle sehen, dass trotz Vulkanausbruchs absolute Normalität auf der Insel herrsche.

Schon im Vorfeld hatte Ricardo Fernández de la Puente, Vizeleiter des kanarischen Tourismusressorts, das Hauptziel der kanarischen Delegation für die internationale Tourismusmesse Fitur, die zwischen dem 18. und dem 22. Januar in Madrid stattfand, vorgegeben: es sollte alles daran gesetzt werden, den schwächelnden Inlandstourismus wieder in Schwung zu bringen. Denn aufgrund der Wirtschaftskrise sei dieser für die Inseln sehr wichtige Quellmarkt im letzten Jahr erneut zurückgegangen (um 200.000 auf 1,8 Millionen Urlauber).

Am 18. Januar eröffnete Paulino Rivero, Präsident der Kanaren, den Stand der Islas Canarias mit dem diesjährigen Motto „Volcanic Experience“. Dieser war 1.825 qm groß, das Design vom Leitthema Vulkane inspiriert. Als besonderes Highlight hatte man vier Multimediaportale und eine Videowand aufgestellt, deren Kinect-Technologie eine Bedienung nur per Körperbewegung  ermöglichte. Hier konnten die Besucher diverse Informationen über die Kanarischen Inseln in Form von Fotos, Videos, Programmen etc. abrufen.

Bei seiner Eröffnungsrede erinnerte Rivero an den Rekord von über 12 Millionen Touristen im letzten Jahr und sagte eine gute Sommersaison voraus, mit einem Anstieg der deutschen und der britischen Urlauber von zehn bzw. sechs Prozent. Der kanarische Präsidente nutzte die Gelegenheit zur Kritik an dem Vorhaben, die Kanaren nicht mehr separat sondern unter dem Konzept und der Marke Spanien zu bewerben.

Kurz danach erfolgte die Retourkutsche des ehemaligen Regierungspartners von Rivero und heutigem Minister für Industrie, Tourismus und Energie, José Manuel Soria. Dieser erklärte, die Vermarktung unter dem Konzept Spanien würde die Kanaren auf keinen Fall benachteiligen, ihnen sogar zugute kommen. Des Weiteren sorgte Soria für Furore mit der Ankündigung, der Staat werde zwar die Vergünstigungen der kanarischen Flughafengebühren aufrechterhalten, aber nicht mehr die Subventionen für einzelne Gesellschaften, die die Passagierzahlen verdoppelten oder neue Routen einrichteten – dies sei nun Angelegenheit der autonomen Region.

Im Laufe der Messeeröffnung stattete auch das spanische Prinzenpaar Felipe und Letizia dem Stand der Islas Canarias einen Besuch ab.

Die ersten zwei Messetage waren für die Fachbesucher der Wirtschaft reserviert. Die kanarische Delegation und die der einzelnen Inseln trafen sich mit Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften, um neue Abkommen zu erzielen. Nebenher warb die kanarische Gastronomie mit Käse, Weinen, Kartoffeln, Gofio, Honig und Salz um die Gaumengunst des Sektors und reichte immer mal wieder kleine Häppchen zum Probieren.

Unter anderem unterzeichneten Ricardo Melchior und Carlos Alonso, Cabildo-Präsident bzw. Leiter des Tourismusamtes von Teneriffa, mit Vertretern der Gruppe Globalia (Air Europa, Viajes Halcón, Travelplan) ein Abkommen zur Zusammenarbeit, welches Besuche der Reiseagenten auf Teneriffa und spezielle Werbeaktionen vorsieht. Des Weiteren gab Alonso bekannt, dass Teneriffa bei dem im Mai stattfindenden Tennisturnier Master de Madrid eine spezielle Kampagne starten werde. Leider musste Teneriffas Tourismusexperte bekanntgeben, Air Europa werde aufgrund finanzieller Schwierigkeiten Verbindungen nach Teneriffa streichen. Doch versicherte er, insgesamt würde die Insel nicht weniger Verbindungen haben. Ein Anwachsen des Inlandstourismus sah Alonso dagegen aufgrund der wirtschaftlichen Lage als schwierig an. Problematisch für die Kanaren, denn immerhin würden diese 26% des Gesamtmarktes ausmachen.

El Hierros Delegation, allen voran Inselpräsident Alpidio Armas, setzte alles daran, von der Gefahrenlosigkeit der Lage zu überzeugen und den unterseeischen Vulkan statt dessen als Touristenattraktion zu präsentieren. Armas erklärte, die wirtschaftliche Situation sei sehr schlecht, die Arbeitslosenquote läge bei 35%, und ein Besuch El Hierros sei nicht nur von Interesse sondern auch ein Zeichen von Solidarität.

Guadalupe González Taño, Cabildo-Präsidentin von La Palma, erreichte eine neue Flugverbindung zwischen Polen und der grünen Insel, die rund 3.200 polnische Urlauber bringen soll, und eine weitere Verbindung nach Manchester mit Thomson UK.

Puerto de la Cruz warb damit, dass 75% der Hotels 4, 5 oder 5 Sterne plus hätten; laut eigenen Angaben war das Werbematerial innerhalb von nur wenigen Stunden komplett vergriffen. Arona stellte den neuen Tauchführer „Inmersiones Estrellas“ (in etwa: Die schönsten Tauchgänge) vor.

Am Wochenende schließlich wurde die Messe auch für das Publikum geöffnet. Der kanarische Stand bot diverse Aktivitäten sowohl für Erwachsene als auch für Kinder, um allen die Inseln näherzubringen. Für die größeren Gäste gab es kanarische Kochkurse, für die kleineren Schminken und Mini-Disco.

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