Kanaren im Taumel des königlichen Besuchs


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Fünf Tage lang drehte sich auf dem Archipel alles um Ihre Majestäten

Für die vielen Journalisten und Fotografen, aber auch für die Bürger, die gekommen waren, um das Königspaar zu begrüßen, wird der 22. November 2006 ein unvergesslicher Tag bleiben. Gegen 11.30 Uhr trafen König Juan Carlos und Königin Sofía in Begleitung des spanischen Justizministers Juan Fernando López Aguilar, des kanarischen Regierungschefs Adán Martín und des Präsidenten des Regionalparlaments, Gabriel Mato, auf der Plaza del Príncipe in der Hauptstadt ein, wo sie von den jubelnden Menschen und mit den Klängen der Nationalhymne empfangen wurden.

Nach diesem offiziellen Auftakt des Besuchs, den das Königspaar in Erinnerung an die Kanarenreise von Alfons XIII. im Jahr 1906 unternahm – der erste spanische König, der die Inseln besuchte –, begann ein Marathon-Programm, nach dem sicher auch die königlichen Füße am Abend schmerzten.

Fast zwölf Stunden lang wurde das Königspaar auf Teneriffa von Stadt zu Stadt, von offiziellem Empfang zu Empfang gefahren. Im Parlament erhielt der König die Goldmedaille, in der Zentralstelle der CajaCanarias eröffnete das Königspaar eine Ausstellung, die das Leben der Königsfamilie in Bildern zeigt, danach gab es ein Mittagessen in Puerto de la Cruz, wo das Königspaar während seines Teneriffa-Aufenthaltes im Luxushotel Botánico logierte. Am Nachmittag stand La Laguna auf dem Programm. Hier wurde der Besuch der Monarchen zum Anlass genommen, um das Mehrzweckgebäude „El Polvorín“ von Königshand einweihen zu lassen. Anschließend unternahmen König und Königin eine kurze Fahrt mit der neuen Straßenbahn, die knappe 11 Minuten dauerte. Danach stellte Don Juan Carlos über das neue Transportmittel fest: „Schön, mal sehn wann sie fertig wird.“

Nach der Straßenbahnfahrt wurde auch das strenge Protokoll für einen kurzen Moment unterbrochen und das Königspaar näherte sich der Menschenmenge, um Hände zu schütteln. Eine alte Frau war im Rollstuhl gekommen und wurde von König Juan Carlos mit einem liebevollen Händedruck und ein paar netten Worten bedacht.

Gegen Abend, noch vor dem offiziellen Gala-Diner im Parlament in Santa Cruz de Tenerife, fand ein kleiner Empfang statt, bei dem das Königspaar Mitarbeiter des Roten Kreuzes begrüßte.

Es war den Monarchen ein Anliegen gewesen, ein Treffen mit den Personen zu arrangieren, die sich um die Betreuung der Flüchtlinge aus Afrika kümmern – eine wertvolle humanitäre Aufgabe, für die König Juan Carlos den Mitarbeitern persönlich dankte.

Auch die „Kleinen“ im Blitzlichtgewitter

Das spanische Königspaar hat seit 1977 schon oft die Kanarischen Inseln besucht, doch meist standen nur eine oder zwei Inseln im Vordergrund der Reise und ein Besuch der kleineren Inseln war nicht möglich. Bei einem offziellen Besuch im Mai 1986 besuchten Don Juan Carlos und Doña Sofía erstmals alle bewohnten Inseln.

Dies war auch das besonders Bemerkenswerte am königlichen Besuch diesen November. Das Königspaar bereiste gemeinsam alle sieben Inseln des kanarischen Archipel. Ebenso wie vor 100 Jahren der Großvater von König Don Juan Carlos I., Alfons XIII. bei seinem ersten offiziellen Besuch der Kanaren alle Inseln berücksichtigte.

So standen am 23. November die beiden Kleinsten, La Gomera und El Hierro auf dem Programm. Auf La Gomera beinhaltete das Programm eine Folkloredarbietung und eine Vorführung der einheimischen Pfeifsprache durch Schüler. Auf El Hierro besuchte das Königspaar unter anderem den berühmten Aussichtspunkt Mirador de la Peña. Die kleinste Kanareninsel wurde von König Juan Carlos für ihre umweltschonende Entwicklung gelobt und durfte den Glückwunsch des Monarchen zu „einem Umweltjuwel“ entgegennehmen. Unter den zahlreichen Geschenken, die dem Königspaar auch auf El Hierro überreicht wurden, war auch eine winzige, handbestickte Inseltracht für die jüngste Enkeltochter, Infantin Leonor.

Auf La Palma, die am 24. November auf dem königlichen Programm stand, besuchten die Monarchen Los Llanos de Aridane und Santa Cruz. Im Parador-Hotel wurde ein offizielles Mittagessen gegeben. Danach ging die Reise weiter nach Gran Canaria, wo noch am selben Abend ein Empfang stattfand, zu dem Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft dieser Insel geladen waren.

Besuch auf Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote

Zum Abschluss die westliche Provinz

In Fuerteventura eröffnete das Königspaar am 25. November die erste Biennale für Architektur, Kunst und Landschaft in der Casa de Los Coroneles in La Oliva, wo gegen Mittag ein offzieller Empfang stattfand. Danach reiste es weiter nach Lanzarote, eine Insel, die der Königsfamilie nach vielen gemeinsamen Urlauben längst ans Herz gewachsen ist. So erklärte der Monarch dann auch, dass er sich auf Lanzarote „wie zuhause“ fühle. Im Hotel Meliá Salinas gab es ein offizielles Mittagessen und das Königspaar fand auch Gelegenheit, seine Nichte, Prinzessin Alexia von Griechenland und ihren Mann Carlos Morales zu begrüßen, die auf Lanzarote leben.

Der letzte Tag der anstrengenden Reise war für Gran Canaria reserviert. Am 26. November stand unter anderem der Besuch der „Cueva Pintada“  in Galdar mit ihren einzigartigen Höhlenmalereien auf dem Programm. Bereits vor 33 Jahren besuchten – damals noch als Prinzenpaar – Don Juan Carlos und Doña Sofía diese archäologische Fundstätte, die noch nicht für das Publikum geöffnet war. 2006 lösten sie nun endlich ihr Versprechen ein, diese bedeutende prähispanische Fundstätte erneut zu besuchen.

Beim anschließenden Mittagessen in Las Palmas betonte Don Juan Carlos in seiner Ansprache – wie er es schon die Tage zuvor immer wieder getan hatte – die Bedeutung der spanischen Verfassung, ohne die der Fortschritt des „gemeinsamen Spaniens“ nicht möglich gewesen wäre. Damit verdeutlichte der Monarch seine Verbundenheit mit dem Archipel und unterstrich erneut die Zugehörigkeit der Inseln zu Spanien.

„Fünf wertvolle und unvergessliche Tage“

Den Aufenthalt auf den Kanaren bezeichnete der König als „fünf wertvolle und unvergessliche Tage“ und betonte, dass die unzähligen Händedrucke in vielen kanarischen Städten verdeutlichen sollen, „wie nah Euer König Euch ist“.

„Die Kanaren können getrost in die Zukunft blicken und auf die Unterstützung des übrigen Spaniens zählen“. In seiner Abschlussrede unterstrich der König außerdem seine Unterstützung für Projekte zur Förderung der wichtigsten Wirtschaftszweige der Inseln – Landwirtschaft, Tourismus, Fischerei – für eine aussichtsreiche Zukunft.

Die offizielle Kanarenreise ging am 26. November zu Ende, und das spanische Königspaar wird sie – in Worten des Königs – „in äußerst herzlicher Erinnerung“ behalten.

70 Zimmer belegten das Königspaar und sein Gefolge

Königssuite

Obwohl der offizielle Terminkalender des Königspaars auf Teneriffa keine Veranstaltung in Puerto de la Cruz beinhaltete, hatte die Urlaubermetropole doch auf andere Weise ihre Bedeutung während des Königsbesuchs. Don Juan Carlos und Doña Sofía logierten nämlich während ihres Teneriffa-Aufenthaltes nicht etwa im berühmten Hotel Mencey in Santa Cruz, sondern im Hotel Botánico in Puerto, das sie schon von anderen Aufenthalten her kannten.

70 Zimmer inklusive Royal-Suite belegten das Königspaar und sein Gefolge. Zwei Nächte verbrachten die illustren Gäste in der luxuriösen Königssuite des Hotel Botánico, die mehrere hundert Quadratmeter groß ist und einen wunderschönen Ausblick auf den Atlantik bietet. In dieser Suite sind sämtliche Fenster aus kugelsicherem Glas.

Wie der Direktor des Hotels den Reportern berichtete, wählte das Köngispaar aus dem gastronomischen Angebot überwiegend leichte Gerichte. Königin Sofía bestellte ein frisches Zackenbarschfilet mit Gemüse und Salat, während König Juan Carlos eher eine Vorliebe für Käse- und Schinkenspezialitäten zeigte.

Enttäuschte Bürgermeister

Die Bürgermeister der Gemeinden La Orotava, Puerto de la Cruz, Icod de los Vinos und Los Realejos zeigten sich nach der Abreise des Königspaars enttäuscht darüber, dass kein offizieller Akt im Norden der Insel stattgefunden hat. Auch Puertos Bürgermeister Marcos Brito, der zumindest Gelegenheit hatte, dem König seinen Willkommensgruß persönlich zu überbringen, bedauerte, dass der Besuch des Monarchen in der Stadt „strikt privat“ gewesen sei und jegliche offizielle Einladung untersagt worden war. „Das Königspaar trägt keine Schuld daran, aber die Organisation des Besuchs hätte etwas mehr Einfühlungsvermögen beweisen und auch den Norden berücksichtigen können“, monierte er.

Das Geschenk der kanarischen Regierung

Eine echte Überraschung

Wenn das Königspaar zu Besuch kommt, gehört es zum guten Ton, ein Geschenk zu überreichen. Nicht immer ein leichtes Unterfangen für die Gastgeber, eine repräsentative Gabe auszuwählen, die auch gleichzeitig Originalität und guten Geschmack beweist.

Dieses Mal hat die kanarische Regierung jedoch mit ihrem Geschenk voll ins Schwarze getroffen und König Juan Carlos und Königin Sofia eine große Freude bereitet.

Zum Dessert des Gala-Essens, das Regierungspräsident Adán Martín zu Ehren der illustren Gäste gab – es war übrigens vom Restaurant Lucas aus Puerto de la Cruz geliefert und serviert worden – überreichte er das Geschenk der kanarischen Region, eine Bronzebüste der jüngsten Enkelin Leonor, Tochter von Kronprinz Felipe und Prinzessin Letizia. Das Königspaar konnte seine Überraschung und Freude nicht verbergen, und umarmte und küsste die Künstlerin die es geschaffen hatte, und ebenfalls bei dem Empfang anwesend war.

Die in Puerto de la Cruz  ansässige Künstlerin Vicki Penfold hatte das Kunstwerk unter größter Geheimhaltung angefertigt, es sollte eine echte Überraschung werden, und deshalb wusste nur ein ganz beschränkter Personenkreis davon.

Nachdem sie unzählige Fotos der kleinen Leonor gesichtet hatte, so erzählte Vicki Penfold beim Gespräch mit dem Wochenblatt, habe sie etwa drei Wochen gezeichnet und modelliert, bis der Kopf gegossen werden konnte. Der Künstlerin, die schon Bronzebüsten von vielen berühmten Persönlichkeiten geschaffen hat unter anderem auch von König Juan Carlos, wurde von allen Seiten bestätigt, wie gut ihr auch diese Arbeit gelungen war. Die ehrliche Freude und die Küsse und Umarmungen des Königspaares seien für sie die schönste Belohnung gewesen, die sie sicher in Erinnerung behalten werde, erklärte Vicki Penfold.

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