Kanaren kommen bei der öffentlichen Grundversorgung zu kurz


Große Unterschiede bei den Sozial- und Bildungsausgaben

Das Valencianische Forschungsinstitut IVIE und die BBVA-Stiftung haben in Madrid die Ergebnisse der Studie „Öffentliche Dienste, territoriale Unterschiede und Chancengleichheit“ vorgestellt.

Untersucht wurden die Entwicklung der Ausgaben für grundlegende öffentliche Dienstleistungen wie Bildung, Gesundheit und Sozialmaßnahmen im Zeitraum von 2002 bis 2013, mit dem Ziel, objektive Daten in die politische Debatte und Entscheidungsfindung einzubringen. 

Eine der Hauptschlussfolgerungen der Studie ist das schlechte Abschneiden der Kanarischen Inseln in praktisch allen Bereichen, die bewertet wurden. Sie bilden mit 5.235 Euro pro Einwohner und Jahr das Schlusslicht in der Rangfolge der Ausgaben, welche die Regierung für die wichtigsten öffentlichen Dienstleistungen aufwendet, Spitzenreiter sind das Baskenland und Asturien mit 8.360 bzw. 8.531 Euro. Der Unterschied zwischen diesen beiden Regionen und den Kanaren beträgt 60%.

Betrachtet man die verschiedenen Bereiche öffentlicher Ausgaben im Einzelnen, zeigt sich, dass die Bewohner des Archipels überall unterdurchschnittlich versorgt werden. Bei den Ausgaben für Sozialleistungen liegen die Pro-Kopf-Ausgaben mit 3.074 Euro weit unter dem Durchschnitt von 3.958 Euro. Im Baskenland und in Asturien werden dagegen sogar 5.516 bzw. 5.751 Euro pro Einwohner aufgewendet. In Sachen Erziehung sieht es nicht besser aus: Die Inseln investieren in Erziehung im Schnitt 250 Euro weniger pro Einwohner als die restlichen Regionen.

Nur was das Gesundheitswesen anbetrifft, sieht der Haushaltsplan ähnlich wie in den anderen Autonomen Regionen aus, 1.332 Euro pro Kopf für die Kanaren im Verhältnis zu durchschnittlich 1.357 Euro auf dem Festland. Doch auch hier liegt Asturien weit vorne mit Gesundheitsausgaben von 1.714 Euro pro Einwohner. 

Die Wissenschaftler kommen nach der Auswertung der Studie zu dem Ergebnis, dass die Ungleichbehandlung eher durch das verschiedene Wohlstandsniveau der einzelnen Regionen bedingt sei denn durch ihre unterschiedlichen Bedürfnisse. Die krisenbedingten Kürzungen träfen diejenigen Regionen besonders hart, die schon zuvor mit Defiziten in der Grundversorgung zu kämpfen hatten. Die Dezentralisierung der sozialen Dienste, welche in der Politik gerne als Grund für das mangelhafte Sozialwesen der Inseln vorgeschoben wird, hätte dagegen nichts mit den Unterschieden in den verschiedenen Regionen Spaniens zu tun. Diese seien vielmehr aus historischen und politischen Gründen entstanden, und es habe sie schon vor der Dezentralisierung gegeben.

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