Kanaren trauern um José Saramago


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Der Literaturnobelpreisträger ist am 18. Juni auf Lanzarote verstorben

Überall auf der Welt trauerten Menschen, nachdem bekannt wurde, dass der Literaturnobelpreisträger José Saramago nach langer Krankheit am 18. Juni im Alter von 87 Jahren verstorben war.

Den Menschen auf den Kanarischen Inseln ging sein Tod jedoch besonders nahe.

Der portugiesische Schriftsteller lebte nämlich seit vielen Jahren zusammen mit seiner spanischen Frau, der Übersetzerin und Journalistin Pilar del Río, in Tías auf Lanzarote. Das Schicksal wollte es, dass er bis zum letzten Atemzug in seiner Wahlheimat geblieben war. In den letzten Wochen, so erzählte seine Frau der spanischen Tageszeitung El País, habe er kaum noch gesprochen, aber weiterhin gelacht, viel gelacht.

Lanzarote war für ihn ein ganz besonderer Ort. Zum ersten Mal besuchte er die Insel auf Drängen seiner Frau im Jahr 1993. Schon bald verbrachte das Ehepaar viele Monate des Jahres auf Lanzarote, während es den Rest der Zeit noch in Lissabon lebte.

Die endgültige Verlegung des Wohn­sitzes auf die Insel lag nicht zuletzt darin begründet, dass der damalige portugiesische Kulturstaatssekretär der konservativen Regierung, Pedro Santana Lopes, 1992 den Namen Saramagos von der Liste der Kandidaten für den Europäischen Literaturpreis strich und so seinem neuen Roman die Teilnahme verweigerte. Gemeint ist der 1991 veröffentlichte Roman „Das Evangelium nach Jesus Christus“, das die katholische Kirche für blasphemisch erklärt hatte.

Der damalige Zwist war jedoch inzwischen längst beigelegt und so erwiesen auch Zehntausende Saramago die letzte Ehre, als seine sterblichen Überreste in Lissabon eintrafen, wo er am 21. Juni eingeäschert wurde. Viele Menschen trugen eine rote Nelke im Knopfloch zur Erinnerung an die „Nelkenrevolution“, die im April 1974 der Salazar-Diktatur ein Ende bereitete und an der auch Saramago beteiligt war.

Zu seinen besten Werken zählen die Romane „Das Todesjahr des Ricardo Reis“, „Die Stadt der Blinden“, „Alle Namen“ und „Das Zentrum“. Eines seiner letzten Werke, „Die Reise des Elefanten“, wird in Kürze bei Hoffmann und Campe in deutscher Übersetzung erscheinen. Neben vielen anderen nationalen und internationalen Auszeichnungen wurde ihm 1998 auch der Nobelpreis für Literatur verliehen.

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