Kanarische Bodega kaufte Wein aus La Mancha an


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Winzer fordern Rücktritt des Landwirtschaftsbeauftragten Bethencourt

Unter den Winzern Teneriffas hat der Zukauf von 111.000 Litern Wein aus La Mancha auf dem spanischen Festland für Empörung gesorgt. Im Zentrum dieses zweifelhaften Vorgangs steht das Unternehmen Bodegas Insulares de Tenerife S.A. mit Niederlassungen in Tacoronte, Icod de los Vinos und Guía de Isora, dessen Hauptaktionär die Inselregierung ist.

Bekannt geworden war die Angelegenheit Ende September, als das Kanarische Institut für die Qualität landwirtschaftlicher Produkte (ICCA) aufgrund einer anonymen Anzeige eine Untersuchung einleitete.

Winzer und Weinhändler fürchten nun um den guten Ruf des Teneriffa-Weins, der über Jahre durch Herkunftsnachweis, andere qualitätssichernde Maßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit aufgebaut wurde. Forderungen nach dem Rücktritt des Landwirtschaftsbeauftragten der Inselregierung, José Joaquín Bethencourt, der gleichzeitig Präsident von Bodegas Insulares ist, wurden laut und auch danach, dass sich das Cabildo ganz aus dem Unternehmen zurückziehen solle. Bisher musste jedoch nur das leitende Verwaltungsratsmitglied José Luis Savoie in einer eiligst einberufenen Versammlung des Verwaltungsrates von Bodegas Insulares de Tenerife S.A. seinen Hut nehmen. Nach der offiziellen Version ist er verantwortlich für den Ankauf der vier Container Wein, die seit 2012 vom Festland geordert wurden.

Kanarenwein in Flaschen nicht betroffen

Glücklicherweise ist der Skandal nicht so groß wie zunächst befürchtet. Der Wein aus Valdepeñas, La Mancha, ist nach Angaben des regionalen Landwirtschaftsministeriums von Bodegas Insulares nicht als Kanarenwein verkauft worden, sondern ging als Tafelwein an verschiedene Hotels. Entgegen ersten Berichten wurde der Zukauf nicht mit kanarischem Wein vermischt. Sämtlicher Kanarenwein, der in Flaschen abgefüllt angeboten wird, ist nicht davon betroffen.

Wie der kanarische Landwirtschaftsminister Juan Ramón Hernández erklärte, gibt es nach eingehender Untersuchung des Falles keinen Hinweis auf Betrug oder illegales Vorgehen, dennoch kritisierte er den Vorgang als unangemessen. Das Unternehmen hat dennoch mit Sanktionen durch das regionale Landwirtschaftsministerium zu rechnen, weil im Zuge der Überprüfung vier minderschwere Ordnungswidrigkeiten verwaltungstechnischer Natur festgestellt wurden.

Inselpräsident Alonso schaltet sich ein

Zuletzt schaltete sich auch Cabildo-Präsident Carlos Alonso ein. In einer Pressekonferenz erklärte er, dass sich die Inselregierung nicht aus dem Unternehmen Bodegas Insulares zurückziehen werde. Er bezeichnete den Ankauf des auswärtigen Weines als eine „bedauerliche“ Praxis. Seinem Landwirtschaftsbeauftragten José Joaquín Bethencourt sprach er bezüglich dessen Geschäftsführung sein volles Vertrauen aus und forderte gleichzeitig die Mitglieder des Verwaltungsrates auf, in der nächsten Versammlung ihre Ämter zur Verfügung zu stellen. Weiterhin wies Alonso darauf hin, dass der Weinzukauf viele Monate zurückliege und aktuell eher ein Problem mit einem Überschuss kanarischen Weins bestehe, dessen Vermarktung nach dem Wirbel um Bodegas Insulares noch schwieriger geworden sei.

Guachinches sollen gefördert werden

Die drei Bodegas der Insel, Icod, La Orotava und Tacoronte, kaufen nun den Ernteüberschuss der diesjährigen Weinlese auf, eine Maßnahme, die etwa eine Million Euro kostet.

Darüber hinaus will das Cabildo die „Guachinches“, in denen die Winzer ihren eigenen Wein und begleitende Speisen direkt ab Hof verkaufen, mit einer Kampagne unterstützen.

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