Kanarische Schüler „ungenügend“


© Ayto.Icod

Bei PISA durchgerasselt

Am 7. Dezember wurden die Ergebnisse der PISA-Studie veröffentlicht. Die Kanarischen Inseln schlossen bei ihrer ersten Teilnahme in allen Kategorien mit verheerenden Ergebnissen und als nationales Schlusslicht ab. Regierungspräsident Rivero hatte bei Amtsantritt einen Schwerpunkt auf die Bildung gesetzt.

Und so kam Milagros Luis Brito, Leiterin des Bildungsressorts, nun in Erklärungsnot und begründete die desaströsen Resultate damit, dass sich die im Schuljahr 2008/2009 eingeführten Maßnahmen, wie z.B. die Ausweitung der frühen Einschulung oder die Verstärkung des Nachhilfeunterrichts, noch nicht in der PISA-Studie 2009 hätten widerspiegeln können. Eine weitere Verbesserung des Bildungssystems sei nötig.

Am 7. Dezember wurden die Ergebnisse der PISA-Studie 2009 von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OE­CD) bekannt gegeben. In der internationalen Schulleistungsuntersuchung, an der die Kanaren zum ersten Mal teilnahmen, erreichte Spanien erneut nur einen Punktestand unterhalb des Durchschnitts während die Kanaren den letzten Platz unter den Landes-Regionen einnahmen.

Bei der aktuellen Ausgabe der PISA-Studie lag der Schwer­punkt auf der Lesekompetenz der 15-jährigen Schüler. Unter den 65 teilnehmenden Ländern wurde in dieser Materie ein durchschnittlicher Punktestand von 493 erreicht. Spanien schaffte 481 Punkte und verbesserte sich im Vergleich zu 2006 um ganze 20 Punkte; die Kanaren belegten mit 448 Punkten den letzten Platz der Regionen.

Aber auch mathematische Kompetenz und naturwissenschaftliche Grundbildung wurden auf den Prüfstand gestellt. In der ersten Kategorie lag der Durchschnitt bei 496 Punkten; Spanien holte erneut 483 Punkte; die Kanarischen Inseln bildeten mit 435 Punkten wieder das regionale Schlusslicht. Bei den Wissenschaften erreichten die Teilnehmerländer im Schnitt 501 Punkte; Spanien wieder 488 Punkte; die Kanaren 452 Punkte – der letzte Platz.

Im Ergebnis erreichten die spanischen Schüler in allen Kategorien weniger Punkte als der Durchschnitt der 65 teilnehmenden Länder. Die kanarischen Schüler belegten den letzten Platz der Regionen, hinter Andalusien, den Balearen und Murcia. Innerhalb Spaniens hatten 910 Schulen [davon 50 kanarische] und 27.000 Schüler [davon 1.500 kanarische] an der Studie teilgenommen.

Reaktionen

Gonzalo Marrero, Vizeleiter des kanarischen Erziehungs-Ressorts, verteidigte die Schulausbildung auf den Kanaren. Seiner Meinung nach sei diese aufgrund vermehrter Erfordernisse an Einbeziehung und Gerechtigkeit wegen der vielfältigen Herkunft der Schülerschaft schwer mit anderen Regionen vergleichbar. Laut Marrero zeigten die kanarischen Schüler vielmehr einen guten Umgang mit neuen Technologien, läsen gerne und befänden ihr Schulklima als gut. Außerdem hätte ein hoher Prozentsatz der befragten Schulleiter ausgesagt, sie verfügten über qualifizierte Mittel und Personal.

Rita Gómez von der Partido Socialista sieht jedoch selbst die von PISA gelobte Einbeziehung und Gerechtigkeit des kanarischen Erziehungssystems in Gefahr, da erhebliche Haushaltseinschnitte bevorstehen. Die Gewerkschaft ANPE stellte sogar konkrete Forderungen und verlangte, dass statt 5,5% in Zukunft 7% des Bruttoinlandsproduktes in die Erziehung gesteckt werden sollten.

Carlos Ester, Politiker der Partido Popular, sprach sich dagegen für ein neues Schulgesetz aus, das den schulischen Erfolg mehr belohne.

Pura Toste von der Elternvereinigung rief die Familien auf, ihre Kinder stärker zu motivieren und ihre Sprösslinge an Arbeit und Einsatz zu gewöhnen.

Problem Sitzenbleiben

Die PISA-Studie brachte auch zutage, dass in Spanien und auf den Kanaren eine hohe Anzahl an Schülern sitzenbleibt. Von den 25.000 spanischen Schülern waren 36% Klassenwiederholer; laut den Ergebnissen von PISA schnitten diese bei den Prüfungen erheblich schlechter ab als die Nicht-Wiederholer und zogen den Durchschnitt nach unten. Der Bericht sieht für viele der Sitzenbleiber voraus, dass diese ohne ESO-Titel [ähnlich Realschulabschluss] die Schule verließen und sozial ausgegrenzt würden.

Mario Bedera, Staatssekretär für Erziehung, erklärte die hohe Anzahl an Wiederholern damit, dass Spanien eines der „anspruchsvollsten Systeme Europas“ hätte. Er plädiert für die Einführung eines Abschlusses für diejenigen Schüler, die den ESO-Titel  nicht erlangten, um ihnen den Zugang zum Arbeitsmarkt nicht zu versperren.

Die Partido Popular schlägt ein neues Bewertungssystem vor mit dem Ziel, weniger Schüler durchfallen zu lassen. Außerdem sollte nach Meinung der Nationalisten mehr Wissen vermittelt und der Erfolg eines Schülers z.B. mit Stipendien belohnt werden.

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