Keine Mine auf Kosten des Luchses


Umweltressort schließt Abbau von Seltenerdmetallen in Ciudad Real aus

Madrid – Vor zwei Jahren bereitete das spanische Unternehmen Quantum Minería den Abbau von sogenannten „Metallen der Seltenen Erden“ nahe dem Dorf Torre de Juan Abad (Provinz Ciudad Real, Kastilien-La Mancha) vor (das Wochenblatt berichtete). Bei dieser Mine hätte es sich um die erste Stätte zum Abbau von Seltenerdmetallen in Europa gehandelt. Zu den Metallen der Seltenen Erden gehören 17 Elemente, die insbesondere in der Hochtechnologie-Industrie, beispielsweise zur Herstellung von Computern, Fernsehern, Windkraftanlagen oder Magneten verwendet werden. Das Vorhaben war also von großem Interesse, hätte es doch die Abhängigkeit Europas von außen geschmälert. Es wurde jedoch dieser Tage vom regionalen Umweltressort für nicht durchführbar erklärt.

Seltenerdmetalle sind sehr rar und ihre Vorkommen heiß begehrt, denn bislang ist Europa vollkommen vom Importgeschäft abhängig. Dass Quantum Minería vor zwei Jahren die Genehmigungen zum Abbau eines Vorkommens von grauem Monazit bei Torre de Juan Abad, einem kleinen Dörfchen in der landwirtschaftlich geprägten Provinz Ciudad Real (Kastilien-La Mancha) beantragte, sorgte innerhalb Europas für eine kleine Sensation. Auch wenn es sich um ein relativ geringes Vorkommen handelte, sollte sich der Aufwand aufgrund der hohen Anteile besonders gefragter Elemente wie Neodym, Praseodym und Europium lohnen.

Quantum Minería hatte im Gebiet zwischen Torre de Juan Abad und Torrenueva Tausende Hektar untersucht und das Vorkommen abgegrenzt. Damals erklärte José Luis Rivas, Bürgermeister des 1.100-Seelen-Dorfes Torre de Juan Abad: „Die Öffnung einer Mine wäre uns sehr willkommen. Das hier ist ein vollkommen deprimierender Landstrich. Die Bevölkerung kann nur von der Landwirtschaft leben, die ständig weniger Ertrag bringt. Die jungen Leute sind schon weggezogen. Die Schaffung fester Arbeitsstellen, auch wenn es nur wenige sind, wäre schön … solange der Umweltschutz gegeben ist und die rechtlichen Vorgaben eingehalten werden.“

Hier lag jedoch schon damals das Problem, denn Seltene Erden werden üblicherweise mit Säuren aus den Bohrlöchern gewaschen, der vergiftete Schlamm in künstlichen Teichen gelagert. Neben der Gefahr für das Grundwasser besteht ein permanentes Risiko für das Austreten von Radioaktivität, da viele Seltenerdmetalle radioaktive Substanzen enthalten.

Laut Quantum sollte das Vorkommen bei Torre de Juan Abad jedoch nur geringe Mengen radioaktiven Thuliums und nur Rückstände von Uranium enthalten. Außerdem wollte man die Seltenerdmetalle als Ganzes abtragen und erst später trennen, also den gefährlichsten Prozess nicht an Ort und Stelle durchführen.

Jetzt hat das Umweltressort von Kastilien-La Mancha die Mine im Landkreis Campos de Montiel abgelehnt. Das Gebiet ist Lebensgrundlage für mehrere vom Aussterben bedrohte Tierarten, wie dem Iberischen Luchs, dem Spanischen Kaiseradler oder dem Rotmilan.

In dem 234 Hektar großen Gebiet, wo die Mine angelegt werden sollte, leben weitere 25 gefährdete Arten, darunter der Mönchsgeier, der Steinadler, die Zwergtrappe oder der Fischotter. Auch gibt es hier viele Kaninchen, die die Lebensgrundlage für die bedrohten Tierarten darstellen.

Der Bericht des Umweltressorts, den eine Tageszeitung einsehen konnte, schließt ab, die Mine sei unvereinbar mit der Erhaltung der Lebensvielfalt und der Vogelschutzzonen in dem Gebiet.

Die Umweltexperten führen insbesondere das Projekt zur Wiedereinführung des Iberischen Luchses an, welches durch die Mine gefährdet werden könnte. In der angrenzenden Sierra Morena wurden in den letzten Jahren 30 Luchse ausgewildert. Die GPS-Sender einiger Tiere haben verraten, dass diese regelmäßig in das für die Mine vorgesehene Gebiet eindringen.

Das Vorhaben ist ad acta gelegt. Bei dem Projekt handelte es sich europaweit um das am weitesten fortgeschrittene. Doch EURARE, das Programm zur Förderung des Abbaus von Seltenerdmetallen der EU, verfolgt ein weiteres Vorhaben in Grönland, das erheblich erträglicher sein soll.

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.