Eine Untersuchung wegen Plünderungen der archäologischen Fundstätte Aratis förderte die astronomische Anlage zutage
Zaragoza – Die archäologische Fundstätte der keltiberischen Stadt Aratis bei Aranda de Moncayo in Nordspanien war seit den Achtzigerjahren fortgesetzten Plünderungen ausgesetzt. Keltische Helme, vorrömische Waffen und andere Artefakte, man geht von insgesamt 6.000 Fundstücken aus, wurden illegal entnommen und auf dem Schwarzmarkt angeboten. Immerhin 2.000 davon konnten später durch die Polizei sichergestellt werden.
Es kam deswegen schließlich zu einem Gerichtsverfahren, im Zuge dessen die Regionalregierung von Aragón durch die Richter dazu verpflichtet wurde, das Ausmaß der durch die systematischen Plünderungen verursachten irreparablen Schäden zu untersuchen. Demgemäß wurde im Jahr 2017 eine Gruppe von Experten damit beauftragt, eine Ansammlung von Steinhügeln zu untersuchen, die sich etwa 1,3 Kilometer von Aratis entfernt auf einer Hügelkuppe befinden.
Der Archäologe Francisco Romeo gewann den Eindruck, dass es sich um eine astronomische Anlage der Kelten handeln könnte und zog den Astrophysiker César Esteban López, Mitglied des Kanarischen Astrophysikalischen Instituts (IAC) und Professor der Universität La Laguna, hinzu. Dieser bestätigte die Annahme und stellte fest, dass es sich um ein Sonnenobservatorium handelt, das auf den Sonnenaufgang zur Sommersonnenwende ausgerichtet ist, sowie auch auf den 1. November, den Beginn des keltischen Jahres und des Winterhalbjahrs.
In der Studie „Das Hügelfeld von Peñas Pasera der keltiberischen Stadt Aratis und der Keltenkalender“, verfasst von César Esteban López und den Archäologen Francisco Romeo und Luis Fatás, und erschienen in der Zeitschrift Zephyrus der Universität Salamanca, wurden die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit veröffentlicht.
Die Steinhügel sind über eine Landschaft verteilt, die sich auf einer Höhe von 1.033 Metern über dem Meeresspiegel erstreckt. Die Kegel aus gleichartigen aufgeschichteten Steinen haben einen Durchmesser von ein bis zwei Metern und sind jeweils von einem Ring aus Steinplatten umgeben. Im Zentrum gibt es einen großen Hügel von 11 Metern Durchmesser, der von einem doppelten Steinring umgeben ist und in nordwestlicher Richtung von einer kleinen Mauer durchschnitten wird. Er steht auf dem höchsten Punkt der Anhöhe Peñas Pasera und bietet einen weitreichenden Rundumblick bis in eine Entfernung von 40 bis 50 Kilometern. Folgt man der Mauer mit dem Blick, schaut man auf den Punkt am Horizont, wo zur Sommersonnenwende die Sonne aufgeht und wo zur Mitte des ersten Jahrtausends vor Christus der Mond zur großen Mondwende aufging.
Man weiß, dass die Völker der keltischen Kultur Systeme zur Messung der Zeit entwickelt haben. Die Keltenkalender, wie z.B. der Kalender von Coligny in Frankreich, zeigen, dass das Jahr bei den Kelten mit dem 1. November begann. Bei dem neu entdeckten Kalender von Aratis geht die Sonne an diesem Tag über der Spitze des Berges Lezna, 17,5 Kilometer von dem zentralen Steinkegel entfernt, auf. Auch zu anderen wichtigen Daten des Keltenkalenders, wie dem 1. Mai oder dem 1. Februar ist der Sonnenaufgang über Berggipfeln der Umgebung zu beobachten.