Kindermord in Santa Cruz


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40-jährige Mutter und Lebensgefährte töteten fünf und elf Jahre alte Kinder

Im Stadtteil Vistabella von Santa Cruz wurde am 13. Dezember ein schreckliches Verbrechen entdeckt. Zwei Kinder im Alter von fünf und elf Jahren wurden tot in ihrem Elternhaus aufgefunden. Familienangehörige hatten an diesem Dienstag das Haus aufgesucht, in dem die 40-jährige Mutter der Kinder und ihr Lebensgefährte und Vater des fünfjährigen Jungen wohnten.

Sie waren besorgt, weil die Kinder am Montag nicht zur Schule gebracht worden waren. Sie wussten, dass Sonia P. schon länger Depressionen hatte. Den Angehörigen bot sich ein erschreckendes Bild. Sonias Lebensgefährte Jesús C. P., der in der Gegend als „frömmelnder Kurpfuscher“ und „Wahrsager“ bekannt war und der ebenfalls an einer psychischen Störung leidet, lag blutüberströmt im Innenhof des Gebäudes. Offenbar hatte er sich aus dem Fenster gestürzt. Die umgehend alarmierte Polizei fand die 40-jährige Frau völlig hysterisch und aufgelöst in ihrer Wohnung mit Verletzungen an beiden Handgelenken. Doch den schrecklichsten Fund, der die schlimmsten Befürchtungen der Angehörigen bestätigte, machten die Beamten im Kinderzimmer. Die elfjährige Tindaya und ihr fünfjähriger Bruder Joseba lagen zugedeckt tot in ihren Betten. Nach ersten Einschätzungen der Ermittler waren die Kinder vermutlich bereits am Wochenende getötet worden.

Die mutmaßlichen Kindermörder wurden in Gewahrsam genommen und zunächst unter Polizeibewachung ins Krankenhaus eingeliefert, um die Verletzungen, die sie sich selbst zugefügt hatten, zu behandeln. Am Tatort traf unterdessen der leibliche Vater von Tindaya ein, der einen Nervenzusammenbruch erlitt.

Das grausame Verbrechen, das nur durch die psychische Erkrankung der Täter zu erklären ist, erschütterte ganz Teneriffa. Die Kinder waren mit Kissen erstickt worden. Ob ihnen zuvor ein Schlafmittel oder Drogen eingeflöst wurden, soll durch die Autopsie geklärt werden.

Die Mutmaßungen über den Ablauf des Geschehens fanden ein Ende, als ein ausführlicher und von beiden Tätern unterzeichneter Abschiedsbrief gefunden wurde. Darin beschrieben Sonia P. und Jesús C.P. ihr Vorhaben genau, auch dass sie sich, nachdem sie „die Seelen der Kinder gerettet haben“, selbst das Leben nehmen wollten. Auch über die Beweggründe gibt ihr Schreiben Aufschluss: „Die Boshaftigkeit der Welt und der Gesellschaft“ sei für ihre Tat verantwortlich zu machen.

Von der Richterin wurde Untersuchungshaft für die mutmaßlichen Kindermörder angeordnet.

Die Tatsache, dass sich Sonia und Jesús in einer psychiatrische Klinik kennenlernten, gilt als Beweis für die psychische Labilität des Paares. Dennoch wurde der Mutter das Sorgerecht nicht entzogen. Bei ihrer Entlassung aus der Klinik im Jahr 2007 wurde eine Gefährdung der Kinder aufgrund ihres geistigen Zustands ausgeschlossen. Anzeigen wegen Kindesmisshandlung lagen nicht vor. Allerdings war hinreichend bekannt, dass die Mutter depressiv und ihr psychisches Gleichgewicht gestört war. Dies wirft nun die Frage auf, ob das Jugendamt hätte einschreiten müssen.

Die Großmutter von Tindaya väterlicherseits richtete ihren Zorn gegen das Sozialamt. Sie behauptet, dort seien die Probleme hinreichend bekannt gewesen, doch niemand habe sich darum geschert, zu was „la loca“ (die Verrückte) fähig war. Ihr Sohn habe vor Gericht um das Besuchsrecht kämpfen müssen, während die Mutter ihre Kinder misshandelt und eine Gefahr für sie dargestellt habe. Es sei nicht ihr erster Selbstmordversuch gewesen. Sie habe bereits einmal versucht, sich durch Gas-inhalation das Leben zu nehmen.

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