König wirbt in Indien für die Marke Spanien


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Auf der Suche nach Aufträgen außerhalb der Landesgrenzen

Ende Oktober begaben sich König Juan Carlos, mehrere Minister und diverse spanische Großunternehmer auf eine viertägige Indienreise, um im aufstrebenden Schwellenland Indien für Spanien zu werben und Aufträge an Land zu ziehen.

Madrid/Neu-Delhi – Der König ist dafür bekannt, sich mit all seinen Kräften für Land und Bevölkerung einzusetzen, doch nach den diesjährigen Skandalen um seinen Jagdausflug nach Botswana und um Schwiegersohn Iñaki Urdangarín (das Wochenblatt berichtete) scheint Juan Carlos das lädierte Ansehen wieder aufbügeln zu wollen. Und so reiste er jetzt, nachdem er im Sommer bereits Brasilien, Chile und Russland besucht hatte, in der Rolle des wirtschaftlichen Botschafters auch nach Neu-Delhi und Bombay. Begleitet wurde er von Außenminister José Manuel García-Margallo, Industrieminister José Manuel Soria, Handelsminister Pedro Morenés und Ana Pastor, Ministerin für Transport und Inlandsentwicklung. Auch Arturo Fernández, Vizepräsident des Unternehmerverbandes CEOE, und Vertreter spanischer Großunternehmen  hatten sich der spanischen Delegation angeschlossen, in der Hoffnung, in Indien ein paar vielversprechende Aufträge erhalten zu können.

Bei Reiseantritt stand für die spanischen Unternehmer jedoch auch fest, dass der Weg zum Erfolg in Indien nicht ganz leicht werden würde. Dafür gibt es diverse Gründe: Zum Einen haben aufgrund der weltweiten Wirtschaftskrise die Unternehmen diverser Länder bereits ihre Fühler nach Indien ausgestreckt, zum Anderen handelt es sich bei Indien  um eine Wirtschaft, die ausländische Unternehmen nicht gerade mit offenen Armen empfängt. 

Doch den Spaniern könnte zugute kommen, dass der von Indern in Spanien gedrehte Film „Man lebt nur einmal“ (Originaltitel: Zindagi Na Milegi Dobara) im Sommer 70 Millionen Inder in die Kinos lockte und dafür sorgte, dass doppelt so viele Spanien-Visa wie üblich beantragt wurden und das Interesse an Land und Leuten gestiegen ist. Im Rahmen des in Indien florierenden Filmgeschäftes wollte man sich den neuen Bekanntheitsgrad zunutze machen und ein Abkommen schließen, das Co-Produktionen ermöglicht.

Ein weiterer Pluspunkt für Spanien liegt in seiner Erfahrung im Tourismusgeschäft. Nicht von der Hand zu weisen ist, dass das etablierte Urlaubsland im September 6,5 Millionen Touristen empfing und damit so viele wie Indien im ganzen Jahr. Insofern könnten die Spanier und ihr Wissen durchaus von Interesse für die Inder sein.

Der König lobte die

Reformen der Regierung und die Opfer der Bürger

Ein Zehngänge-Menü im Präsidentenpalast in Neu-Delhi bildete den Abschluss der ersten Reise, die der spanische König in dreißig Jahren in Begleitung mehrerer Minister nach Indien unternahm und die vierte in den letzten fünf Monaten.

Bei diesem Abschiedsessen im Kreise von siebzig Autoritäten des Landes lobte der König erneut die Wirtschaftsreformen der spanischen Regierung und die Maßnahmen zur Reduzierung des Defizits wie Arbeitsreform und Strukturwandel. „Mit den Anstrengungen und Opfern unserer Bürger verbessern wir die Zahlungsbilanz, die Produktivität und Konkurrenzfähigkeit“, erklärte er seinen Zuhörern.

Der 70-jährige indische Präsident Pranab Mukherjee gab seinem Gast Recht. „Spanien macht alle erforderlichen Schritte, um die Krise zu überwinden und die Schulden zu verringern.“ Er brachte seinen Wunsch zum Ausdruck, dass das Interesse für sein Land und die Projekte, die gemeinsam angegangen werden, über die Krise hinaus bestehen bleiben.

Die zwölf Vertreter großer spanischer Unternehmen reisten ohne große Verträge nach Hause, konnten jedoch viele interessante Kontakte knüpfen. Die Minister für Innenentwicklung, Verteidigung und der Außenminister konnten mit ihren indischen Amtskollegen vier Abkommen unterzeichnen, die kurzfristig eine legale Basis für Rüstungslieferungen bilden. So will Indien in Spanien mehrere Fregatten bestellen. Außerdem werden die Filmstudios von Bollywood Filme in Spanien drehen. Der indische Präsident gestand seinen Gästen, dass seine Landsleute verrückt nach der Tomatenschlacht von Buñol bei Valencia sind, nachdem sie Aufnahmen davon in einem Film sehen konnten.

Der Besuch schien sehr lang und anstrengend für König Juan Carlos. Man konnte sehen, wie ihm die Augen zufielen, als er bei einer Veranstaltung der Indischen Handelskammer verschiedene Reden anhörte. Später musste er sich die Schuhe ausziehen, als er das Gandhi-Monument besuchte. Am Ende des Tages, der für ihn mit einem Besuch bei den indischen Truppen begonnen hatte, hinkte er sichtbar am Arm seines Adjutanten.

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