Kolonisierung des „trockenen Spaniens“

Zwischen den 40er- und 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurden in Spanien durch das „Instituto Nacional de Colonización“ 300 neue Dörfer gegründet, um Gebiete nahe den großen Flüssen des Landes zu besiedeln. Ein Beispiel ist der Ort Vados de Torralba in Jaén (Foto). Foto: Wikipedia

Zwischen den 40er- und 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurden in Spanien durch das „Instituto Nacional de Colonización“ 300 neue Dörfer gegründet, um Gebiete nahe den großen Flüssen des Landes zu besiedeln. Ein Beispiel ist der Ort Vados de Torralba in Jaén (Foto). Foto: Wikipedia

Wie neue Dörfer für 60.000 Familien gegründet wurden

Madrid – Spanien war zu Beginn der Vierzigerjahre ein vom Bürgerkrieg zerstörtes Land. Hunger, Schwarzhandel und Unterdrückung kennzeichneten den Beginn der franquistischen Obrigkeit.

Unendlich viele ländliche Gebiete lagen brach, Dörfer starben aus. Vor diesem Hintergrund startete das Franco-Regime eines seiner großen Projekte: den Bau von ungezählten Staudämmen. Die pompösen Einweihungsfeiern wurden von Presse, Radio sowie dem einzigen Fernsehsender propagiert. Selbst in den Kinos wurden vor den Vorführungen der Filme Francos Mammutprojekte vorgeführt. Das Ziel dieses Programms war, die Besiedelung der verlassenen ländlichen Gebiete.

Für viele der verarmten Bürger war es der Anfang eines neuen Lebens. Mit dem Blick in eine vielversprechende Zukunft gerichtet, reisten die Menschen in Eselskarren, Taxis und, Jahre später, mit eigenen Kleinwagen an. Insgesamt 60.000 Familien mobilisierte das damalige Nationale Institut für Kolonisierung. Die Familien zogen in die neuen Dörfer, das ausgedörrte Land sollte in fruchtbares Feld verwandelt werden.

Die Architekten Ana Amado und André Patiño wollten wissen, was aus den Menschen und ihren Dörfern geworden ist. Drei Jahre lang bereisten sie 33 der 300 Siedlungen. Das Ergebnis: viele lange Gespräche mit den „Siedlern“ und 9.000 Fotos von Menschen, Gebäuden, Kirchen oder Brunnen, die nun in einem Bildband mit 150 Fotos unter dem Titel „Habitar el Agua“ (das Wasser bewohnen) erschienen sind.

Viele dieser Dörfer sind einzigartige Werke des Architekten Luis Fernández del Amo, Avantgarde-Künstler und 1952 erster Direktor des National- Museums für Moderne Kunst.

Gemeinsam mit Fernández del Amo nahmen die Baukünstler Alejandro de la Sota und José Antonio Corrales an dem Vorhaben teil. Beide leben heute noch und haben aktiv an dem Bildband mitgearbeitet.

Sämtliche Dörfer waren nach gleicher Grundlage projektiert worden: Dorfplatz mit Kirche, Schule, Gewerkschaftsbüro des Regimes und Fußgängerzonen. Mit dem Anspruch, dass jedes Dorf seine eigene Personalität haben sollte, wurden für Tausende verarmte Familien anheimelnde große Häuser mit eigenem Bad gebaut.

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