Korruptionsverdächtige Wahlkandidaten abgelehnt


Meinungsbarometer April 2011

Die Spanier lehnen in großer Mehrzahl ab, dass Kandidaten auf den Wahllisten erscheinen, gegen die wegen Korruption ermittelt wird.

Madrid – Mehr als 83% sind der Meinung, dass Personen, die in Verdacht stehen, bestechlich zu sein oder sich der Vetternwirtschaft schuldig gemacht haben, nicht für einen Posten im Gemeinderat oder im Regionalparlament kandidieren dürften. Das schließt jedoch nicht aus, dass sie ihnen doch ihre Stimme geben.

Mehr als hundert Politiker, gegen die wegen Korruption ermittelt wird, stehen spanienweit auf Kandidatenlisten für Gemeinde- und Regionalwahlen. Das besagt eine Studie von Metroscopia. Trotz der negativen Wählermeinung steht etwa die Hälfte dieser Kandidaten auf den Listen der Partido Popular und ein Drittel gehört der PSOE an. Andere Parteien, wie die Vereinigte Linke IU und die Nationalisten von Katalonien CiU haben ebenfalls einige schwarze Schafe unter ihren Kandidaten.

Die Ablehnung verdächtiger Kandidaten ist in allen Wählerkreisen fast gleich hoch. 87% der PSOE-Wähler lehnen solche Kandidaten ab, bei den PP-Wählern sind es 78%. Besonders auffällig ist die Kandidatenliste der Partido Popular in der Region Valencia. Dort sind zahlreiche Kandidaten in den sogenannten Fall Gürtel verwickelt, angefangen beim Präsidentschaftskandidaten und derzeitigen Präsidenten Francisco Camps. Trotzdem besagen sämtliche Umfragen, dass die derzeitige Regionalregierung sowie der Stadtrat von Valencia erneut die absolute Mehrheit erreichen werden. Das besagt nichts anderes, als dass die Wähler bei der Stimmabgabe ihre Meinung über die Politiker außer Acht lassen. Diese Feststellung stimmt mit dem Pessimismus der Bürger über die derzeitige politische Lage und schlechte Bewertung der politischen Führer überein, angefangen bei Zapatero und Rajoy. Der PP-Chef erreicht eine absolut schlechte Bewertung. Das wird jedoch nicht verhindern, dass er die nächsten Parlamentswahlen mit einem größeren Vorsprung gewinnen wird, als die PSOE in den Jahren 2004 und 2008.

Extreme Rechte in Spanien

Die spanischen Bürger sind über die Zunahme der extremen rechten Ideen in Europa beunruhigt, wie sich bei den letzten Wahlen in Finnland oder in Frankreich gezeigt hat. 53% der Befragten sind der Meinung, dass die fremdenfeindliche Einstellung erheblich zugenommen hat, doch nur 43% glauben, dass das auch in Spanien der Fall ist. Spanien ist eines der wenigen EU-Länder, wo es keine rechtsextremen Formationen mit bedeutenden Mitgliederzahlen gibt. Nur in einigen wenigen Gemeinden stehen „Ultras“ auf der Kandidatenliste. 32% der befragten Personen glauben sogar, dass diese Bewegung in Spanien rückläufig ist. Allerdings haben 16% versichert, dass sich in ihrem Bekanntenkreis Personen befinden, die extrem rechts orientiert sind.

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