Kronprinz Naruhito besucht Nachfahren einer diplomatischen Mission


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Japanische Wurzeln aus dem 16. Jahrhundert

Coria del Río ist eine Kleinstadt von 30.000 Einwohnern bei Sevilla nahe der südspanischen Küste am Fluss Guadalquivir gelegen. Unter den Einwohnern des Ortes kann man hie und da asiatisch anmutende Gesichtszüge entdecken.

Sevilla – Die Geschichte, die hinter dieser unerwarteten Beobachtung steckt, hat dem Städtchen dieser Tage hohen Besuch in Person des japanischen Kronprinzen Naruhito beschert. Dieser besuchte Spanien aus Anlass des vierhundertsten Jahrestages des ersten diplomatischen Kontaktes zwischen Japan und Spanien zu Beginn des 17. Jahrhunderts. 

Im Jahr 1613 war der Samurai Hasekura Tsunenaga mit seinen Getreuen ausgezogen, um bei Philipp III. um die Erlaubnis zu ersuchen, mit den spanischen Kolonien Handel treiben zu dürfen. Ein Jahr später betrat er in Coria del Río spanischen Boden. Auch wenn die Mission selbst nicht von Erfolg gekrönt war und man auch in Italien und Frankreich nicht zum Ziele kam, so hat die diplomatische Delegation doch auf spanischem Boden unauslöschliche Spuren hinterlassen. Als die Reisenden aus dem Orient in ihre Heimat zurückkehrten, hinterließen sie – offenbar – eine ganze Reihe gebrochener Herzen. Es heißt, dass diejenigen Einwohner der Region, die den Nachnamen Japón tragen, Nachfahren jener Reisenden aus dem frühen 17. Jahrhundert sind. Heute gibt es 600 Corianer dieses Namens. Viele von ihnen kamen, als Prinz Naruhito der Stadt im Rahmen seiner Reise einen ausgedehnten Besuch abstattete. Und Naruhito ehrte die Nachfahren seiner Landsleute, indem er sich besonders viel Zeit nahm. Er ging am Guadalquivir spazieren, dort wo damals der Samurai Hasekura gelandet war, besuchte das Rathaus, eine Schule und das Denkmal Hasekuras im Stadtpark. Es ist ein Geschenk, das die Stadt Sendai, Heimat des Samurai, Coria del Río in den 90er Jahren gemacht hat. Dort ließ es sich der japanische Thronfolger nicht nehmen, die Unnahbarkeit, die das steife Protokoll des japanischen Hofes vorschreibt, aufzugeben und jedem einzelnen der vielen „Japóns“, die sich im Park versammelt hatten, persönlich die Hand zu schütteln.

Der Kronprinz zeigte sich erstaunt und erfreut über das große Interesse, das die Einwohner Coria del Ríos seinem Besuch entgegenbrachten.

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