Landschaftsschutz in Spanien ungenügend


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Greenpeace beklagt den Verlust ökologischer Küstengebiete

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat ihren zehnten Bericht zum Thema „Zerstörung der Küstengebiete“ vorgelegt. Darin wird der Zustand der spanischen Küstengebiete im Verlauf der letzten 20 Jahre untersucht sowie Vorschläge zum Schutz noch intakter Landschaften unterbreitet.

Madrid – So sind an der Küste von Kantabrien mehr als die Hälfte der ökologisch wichtigen Küstenfeuchtgebiete verschwunden, meist durch Bauprojekte von Siedlungen oder Sporthäfen. Nach Auffassung von Greenpeace ist diese Entwicklung von der Verwaltung hingenommen worden, die „einer der Hauptverantwortlichen für diesen Verfall ist“, indem sie einerseits die Naturschönheiten für den Tourismus vermarktet und andererseits zulässt, dass sie ihm zum Opfer fallen. Auch das Umweltministerium habe die Bauprojekte zugelassen, beklagen die Umweltschützer, indem es nur 10% der Flächen in der Nutzung eingeschränkt habe.

Durch Küstenbauwerke und Trockenlegungen seien bis 2008 schon 50% der Feuchtgebiete beseitigt worden, um Land für Bauten, Landwirtschaft oder Verkehrsinfrastruktur zu gewinnen. Besonders in den Gemeinden Santander, Piélagos und Castro Urdiales konzentrierte sich die Bautätigkeit, die im Jahr 2005 um 37% zunahm. Dort sei die Bebauung schon fast so schlimm wie an der Costa del Sol. Obwohl 134 km der insgesamt 300 km-langen Küste Kantabriens theoretisch unter Schutz stünden, seien de facto nur ganz kleine Teile davon wirklich geschützt worden. So habe man ganz dreist bei San Vicente de la Barquera 350 Häuser, ein Luxushotel und einen Golfplatz gebaut, obwohl der Naturpark von Oyambre davon betroffen war, oder man genehmigte 2002 123 Häuser in den geschützten Dünen von Liencres – gegen jedes Küstengesetz. Ein weiterer Hinweis auf die systematische Verletzung der Schutzgesetze sei die Tatsache, dass an der Küste Kantabriens mittlerweile über 1.000 Häuser deswegen vom Abriss bedroht sind. Jedoch übt sich die Provinzregierung einmal mehr in Untätigkeit, rügte Greenpeace und fordert den sofortigen Abriss.

Als problematisch werden auch die zahlreichen Sporthäfen angesehen, nicht nur wegen der Wasserverschmutzung, sondern auch weil sie als künstliche Barrieren wirken, die den natürlichen Austausch von Sand an den Stränden behindern. Ein weiterer Kritikpunkt sind die Einleitung von giftigen Abwässern durch die großen Industriebetriebe der Zone, wodurch schon einige Strände ihr Prädikat als „Badestrand“ nach EU-Normen verloren haben, wie die Strände von Concha (in Suances) und Brazomar (in Castro Urdiales).

Defizite in ganz Spanien

Aber auch in anderen Regionen sieht es nicht viel besser aus. Neben Kantabrien mit 24% zerstörter Küste gehören die Provinzen Katalonien (40%), Valencia (38%) und Andalusien (26%) zu den größten Umweltsündern. Diese Daten stammen aus dem Jahr 2005, heute soll Andalusien Katalonien überholt und schon 59% seiner Küsten bebaut haben. Angeblich sollen über viele Jahre in Spanien täglich (!) 7,7 Hektar Küstengebiete zerstört worden sein. Das Problem ist unter anderem, dass 44% der gesamten spanischen Bevölkerung in Küstenzonen angesiedelt ist, die  ihrerseits nur 7% des spanischen Territoriums ausmachen. Auf den Kanaren ist die bebaute Fläche von 1997 bis 2002 um 54% gewachsen.

Zur Dokumentation der Küstenentwicklung hat Greenpeace Videos und Photos zur Verfügung gestellt, die den Zustand vor und nach dem Bauboom dokumentieren. Für Interessierte sind einige davon auf folgender Adresse abrufbar:

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