Landwirte werfen den Politikern fehlende Diplomatie vor


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Russisches Lebensmittel-Embargo

Obwohl die Europäische Union im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) über einen Krisen-Reservefonds verfügt, der allein für dieses Jahr mit 423 Millionen Euro ausgestattet ist, werden davon nur 125 Millionen Euro abgezweigt, um verderbliches Obst und Gemüse den von Russlands Lebensmittel-Embargo betroffenen Landwirten abzukaufen.

Madrid – Die spanischen Bauern sind empört angesichts dieses geringen Betrages, der weit davon entfernt ist, die Schäden auszugleichen.

Seit Bekanntwerden des Lebensmittel-Embargos ist den spanischen Landwirten bewusst, dass sie die Vergeltungsmaßnahme Russlands teuer zu stehen kommen wird. Manuel Hoyos baut in der Region Valencia unter anderem Orangen und Kakis an, die er seit sieben Jahren größtenteils nach Russland exportiert. Er fürchtet, dass sich bei Erntebeginn in einem Monat seine Orangenkisten in der Kooperative stapeln werden, ohne einen Abnehmer zu finden. Die russischen Kunden beziehen seine Orangen nicht mehr. Daran sind laut Hoyos „die Politiker Spaniens und Europas schuld“.

Nach langen und zähen Bemühungen war es seiner Kooperative vor sieben Jahren gelungen, in den russischen Markt einzusteigen. Seitdem exportierte Hoyos 50% seiner Orangen- und 70% seiner Kakiproduktion nach Russland. Ein Wegfall seiner russischen Kunden bedeute für ihn einen gewaltigen Einnahmeverlust und käme einer „heftigen Ohrfeige“ gleich.

Auch Cristóbal Aguado, Präsident der Vereinigung der Landwirte Valencias (AVA-Asaja) findet kein gutes Wort für die europäischen und spanischen Politiker, denen er mangelnde Diplomatie vorwirft und die Schuld für den sofortigen Preisverfall von zwischen 35% und 50% zuschreibt. „Unfähig und unvorsichtig“, so bezeichnet er sie. Die von der EU abgezweigten 125 Millionen Euro empfindet er als Hohn, schließlich würde allein die Region Valencia landwirtschaftliche Produkte im Wert von 150 Millionen Euro exportieren. Während die europäischen Bauern auf ihrer Produktion sitzen blieben, schauten die Russen sich darüber hinaus nun nach neuen Märkten um, wie beispielsweise Nordafrika und Südamerika, womit die europäische Landwirtschaft langfristig geschädigt würde. Und das sei das Schlimmste an diesem Embargo. Die Bauern wollten keine „Almosen“, nur einen „freien und stabilen Markt“. Doch eine Rückeroberung der einmal verlorenen russischen Kunden sieht er als praktisch unmöglich an.

Die genauen Ausmaße der Schäden für die spanische Landwirtschaft sind kaum kalkulierbar, schließlich exportieren die Bauern auch in Nachbarländer Russlands, die wiederum die Ware weiterleiten und nun ebenfalls die Abnahme spanischer Produkte ablehnen werden.

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