Massenansturm auf Melilla


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Mehr als Tausend Flüchtlinge versuchten im Nebel den mit Klingen bewehrten Grenzzaun zu überwinden

Beim größten Massendurchbruch in der Geschichte der spanischen Exklave Melilla an der Nordküste Marokkos ist es schätzungsweise 500 Flüchtlingen gelungen, den mit messerscharfem NATO-Draht bewehrten Grenzzaun zu überwinden und so auf europäisches Territorium zu gelangen.

Melilla – Durch Nebel geschützt, hatten sich über Tausend Menschen im Laufschritt dem Zaun genähert und begonnen, ihn zu überklettern. Etwa der Hälfte gelang es, ins Stadtgebiet vorzudringen, wo sie im Pulk schnurstracks zum Auffanglager für Immigranten, CETI, zogen. Dort angekommen, machten einige ihrer Erleichterung und Freude, die gefährliche Grenze überwunden zu haben, Luft, indem sie sangen, Freudensprünge machten oder „bosa, bosa“ (Sieg) riefen. Andere beteten oder versuchten per Handy ihre Familienangehörigen zu erreichen. Etliche hatten tiefe Schnitte durch den NATO-Draht davongetragen und sich beim Überklettern der hohen Zäune Brüche und Zerrungen zugezogen, sodass sie nur, durch Kameraden gestützt, völlig erschöpft und halb ohnmächtig das Lager erreichen konnten. Freiwillige des Roten Kreuzes versorgten sie, die schwerer Verletzten wurden in ein Krankenhaus gebracht.

Das Immigrantenlager, ursprünglich für 480 Personen ausgelegt, platzt aus allen Nähten. 1.800 Immigranten sind augenblicklich dort untergebracht. Der spanische Außenposten an der afrikanischen Mittelmeerküste sieht sich zurzeit einem besonders gewaltigen Anstieg des Immigrationsdruckes ausgesetzt. Waren es im vergangenen Jahr 2013 noch insgesamt 1.074 Flüchtlinge, denen es gelang, in die Stadt zu kommen, so wurde diese Zahl schon in den ersten zweieinhalb Monaten des laufenden Jahres mit 1.600 Menschen deutlich übertroffen. Das spanische Innenministerium geht davon aus, dass sich im Moment etwa 40.000 Menschen in Marokko aufhalten, die eine Gelegenheit suchen, über die Exklaven Ceuta oder Melilla nach Europa zu gelangen.

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