Medizinisches Personal belästigt

Die Gynäkologin Silvana Bonino (oben) in Barcelona gehört auch zu den Opfern. Auf ihr Privatauto wurde in der Parkgarage ihrer Wohnanlage mit schwarzer Sprühfarbe in Großbuchstaben „ansteckende Ratte“ geschrieben. Auch zwei Reifen ihres Wagens waren zerstochen. Auf dem Bild zeigt Dr. Bonino ein Foto ihres Wagens. foto: EFE/Marta Pérez

Die Gynäkologin Silvana Bonino (oben) in Barcelona gehört auch zu den Opfern. Auf ihr Privatauto wurde in der Parkgarage ihrer Wohnanlage mit schwarzer Sprühfarbe in Großbuchstaben „ansteckende Ratte“ geschrieben. Auch zwei Reifen ihres Wagens waren zerstochen. Auf dem Bild zeigt Dr. Bonino ein Foto ihres Wagens. foto: EFE/Marta Pérez

Ärzte und Pflegekräfte werden durch anonyme Schreiben von Nachbarn aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen

Madrid – Der Gesamtpersonalrat der Pflegekräfte hat in einer Stellungnahme die „widerliche“ Feindseligkeit einiger „ignoranter“ Nachbarn von medizinischen Fachkräften und Pflegepersonal kritisiert. In den letzten Wochen wurden immer wieder Ärzte und Pflegekräfte von Nachbarn – oftmals mittels anonymer Schreiben, die an die Wohnungstür geklebt wurden – bedrängt, ihre Wohnungen zu verlassen. Die Berufskammer hat in einem Kommuniqué die „unsolidarische“ Haltung mancher Bürgerinnen und Bürger kritisiert, die Ärzte, Pfleger und Schwestern, die gegen die Pandemie kämpfen, aber auch Beschäftigte in anderen Bereichen wie Angestellte von Supermärkten und Ordnungskräfte, bedrängen.
Einer der Betroffenen ist Jesús, ein Arzt von Teneriffa, der in Alcázar de San Juan (Ciudad Real) wohnt und arbeitet. Als er eines Tages nach der Arbeit nach Hause kam, fand er ein anonymes Schreiben an seiner Wohnungstür vor, in dem seine Arbeit im Dienst der Gesellschaft anerkannt, ihm aber gleichzeitig nahegelegt wird, seine Wohnung zeitweilig zu verlassen und sich anderswo einzuquartieren, um nicht im selben Gebäude lebende Kinder und Senioren der Ansteckungsgefahr auszusetzen. Die Mutter des betroffenen Arztes postete ein Foto des Schreibens und einen Kommentar dazu auf facebook, worauf der Fall von Jesús viral ging und eine Welle der Solidarität auslöste. Es wurden ihm sogar Wohnungen und Essen angeboten. Der Nachrichtenagentur EFE gegenüber sagte Jesús, dass ihn die Nachricht an der Tür zwar traurig gemacht habe, nachdem er seit einem Monat im Krankenhaus schufte, er aber auch die zahlreichen Solidaritätsbekundungen zu schätzen wisse, die belegten, dass die Mehrheit der Bevölkerung anders denke.
Aber Jesús ist nicht der einzige Betroffene. In Cartagena (Murcia) erhielt beispielsweise eine Angestellte eines Supermarktes einen Brief, in dem stand: „Wir sind deine Nachbarn, und wir wollen dich zu unser aller Wohl bitten, dir eine andere Wohnung zu suchen, solange diese Situation andauert, denn wir haben gesehen, dass du in einem Supermarkt arbeitest. Hier wohnen viele Personen, und wir wollen kein zusätzliches Risiko.“ Auch diese Betroffene hat ihren Fall über die sozialen Netzwerke öffentlich gemacht. Ihr zehnjähriger Sohn habe geweint, als er den Brief sah, weil er dachte, sie müssten ihre Wohnung verlassen. „Wir helfen vielen Menschen, obwohl wir uns dadurch selbst in Gefahr bringen. Ich finde es feige, das ist unmöglich“, erklärte die Betroffene EFE gegenüber. Sie habe eine Antwort auf das anonyme Schreiben im Eingangsbereich des Gebäudes aufgehängt: „Ich bin die Bewohnerin der Wohnung im dritten Stock links. An den oder die Mutigen, die anonyme Mitteilungen verteilen (…) ich sage euch zwei Dinge: Ja, ich arbeite in einem Supermarkt, und dank unserer Arbeit habt ihr jeden Tag zu essen.“
Die Nationalpolizei ließ über ihre Abteilung Human Resources mitteilen, dass Hassbotschaften und Hetze strafrechtlich verfolgt werden.
Der Gesamtpersonalrat der Pflegekräfte hat angekündigt, dass er seine juristischen Dienste den Fachkräften des Gesundheitsdienstes zugänglich machen wird, falls sie Opfer von Belästigungen werden. Gleichzeitig betonte die Berufskammer, dass das Pflegepersonal sämtliche Sicherheits- und Desinfektionsvorschriften einhalte.

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