Mehr Firmen zerstört als in der gesamten Finanzkrise

Immer mehr Geschäfte müssen aufgrund der Pandemiekrise für immer schließen. Foto: EFE

Immer mehr Geschäfte müssen aufgrund der Pandemiekrise für immer schließen. Foto: EFE

Auf den Kanaren mussten bisher 10.000 Unternehmen und Selbstständige aufgeben

Kanarische Inseln – Die Anzahl der Firmen, die im Jahr 2020 aufgrund der Pandemie ihre Pforten für immer schließen mussten, übertrifft jetzt bereits die aller Geschäftsaufgaben während der Jahre der Finanzkrise. Auf den Kanaren haben über 10.000 Firmen im vergangenen Jahr aufgegeben, rund 3.500 von diesen beschäftigten Angestellte.
Zu Beginn des Jahres gab es nach Angaben des kanarischen Ministeriums für Sozialversicherung auf den Inseln 61.329 aktiv tätige Firmen mit sozialversicherungspflichtigen Angestellten, ihre Zahl stieg bis Februar sogar auf 61.602. Ende des Jahres sind es nur noch 58.105, ein Rückgang um 3.497. Nur im Jahr 2008, dem Jahr in welchem der Finanzcrash von 2007 seine volle Wirkung entfaltete, wurden auf den Kanaren mit 4.087 mehr Unternehmen mit Angestellten in die Pleite getrieben. Hinzu kommen jene Firmen und Selbstständige, die keine Angestellten hatten. Darüber hat das Sozialversicherungsministerium keine Daten veröffentlicht, doch Berechnungen der Arbeitgeberverbände und der Gewerkschaften zufolge mussten bisher weit über 10.000 kanarische Unternehmen und Kleinselbstständige ihre Geschäftstätigkeit beenden. Das sind mehr als in den Jahren der Finanzkrise 2008 bis 2015 zusammen.

Keine Direkthilfen

Die Unternehmerverbände und Gewerkschaften fordern angesichts dieser Zahlen Direkthilfen für die Unternehmen des Archipels. Dies stößt jedoch bei der Regierung von Pedro Sánchez auf taube Ohren. Nur die Kanarenregierung hat angekündigt, einen Plan, der auch direkte Subventionen beinhaltet, verabschieden zu wollen.
Spanien ist die einzige große Wirtschaftsnation Europas, die den besonders gebeutelten Unternehmen des Hotel- und Gaststättengewerbes bisher keine direkten Hilfen zugesprochen hat. Die Niederlande, Belgien, Italien, Frankreich, Rumänien, Großbritannien, Luxemburg, und Deutschland dagegen haben bereits Hilfspakete für die Branche verabschiedet.

Autónomos: Keine Hilfen und höhere Abgaben

Die 88.300 kanarischen Kleinselbstständigen (Autónomos) haben in der Pandemie-Krise im Durchschnitt 60% ihres Umsatzes eingebüßt. Nach Angaben des kanarischen Zweiges des Selbstständigenverbandes ATA (Asociación de Trabajadores Autónomos) stehen 32.000 von ihnen vor dem Aus. Es gibt keine direkten Hilfen. Eine Unterstützung von etwa 600 bis 800 Euro monatlich für Autónomos, die wegen der Coronamaßnahmen gar nicht arbeiten dürfen, erhalten nur 15% der kanarischen Kleinselbstständigen. Beantragen kann diese Hilfe nur, wer keinerlei Schulden bei der Sozialversicherung hat. Wer also durch die Coronamaßnahmen schon ins Minus gerutscht war, bevor diese Hilfen beschlossen wurden, bekommt nichts.
Gleichzeitig steigen die Sozialversicherungsbeiträge um 2,70 Euro beim Minimalbeitrag auf 289 Euro monatlich und um 12,17 auf 1.233,20 Euro beim Maximalbeitrag. Hinzu kommt die Erhöhung vom letzten Jahr, die bis in den Oktober verschleppt wurde und nun rückwirkend eingezogen wird.

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