Mehr Verbraucherkredite als Hypotheken


Die Verbraucher nehmen zunehmend Kredite zur Finanzierung von Konsumgütern auf

Madrid – Der Privatkonsum steigt und bewirkt die Erholung der Wirtschaft. Parallel zu der Schaffung neuer Arbeitsplätze nehmen auch die Ausgaben der Haushalte wieder zu, obwohl die Gehälter bislang kaum angehoben wurden. Die Banken verzeichnen ein wachsendes Interesse an Verbraucherkrediten, nutzen die Gelegenheit und bieten schnelle Finanzierung zu einem Satz an, der in der Regel bei acht Prozent liegt. Im vergangenen Jahr gewährten die Finanzinstitute Verbraucherkredite im Gesamtwert von 43,148 Milliarden Euro. Ungewöhnlich ist dabei, dass mehr Geld für den privaten Konsum als in Form von Darlehensverträgen mit Hypothekensicherung für den Wohnungskauf ausgegeben wurde.

Seit zehn Jahren wachsen die Verbraucherkredite, doch im letzten Jahr wurde mit einer zweistelligen Wachstumsrate ein wahrer Boom verzeichnet: Laut der Spanischen Nationalbank stieg die Summe des für den Privatverbrauch verliehenen Geldes um 18,5%. Damit übertraf der Gesamtbetrag der Darlehen zum Erwerb von Konsumgütern wie Autos, Möbel, Haushaltsgeräte oder Reisen (43,138 Milliarden Euro) die Summe der Darlehen zur Finanzierung eines Eigenheims (38,862 Milliarden Euro).

Die Zahl der Hypothekendarlehen wächst ebenfalls, jedoch in weit geringerem Rhythmus als die Verbraucherkredite, und liegt weit entfernt von den während des Immobilien-Booms verzeichneten Werten von über 150 Milliarden Euro pro Jahr.

Beim Anstieg der Verbraucherkredite spielten mehrere Faktoren eine Rolle: Die Europäische Zentralbank (EZB) stellte zusätzliche Liquidität in Milliardenhöhe bereit, der Leitzins wurde auf das Rekordtief von 0% festgesetzt, und Banken ohne Finanzierungsangebote wurden bestraft.

„Die Banken werden weiterhin wegen der hohen Rentabilität auf die Verbraucherkredite setzen,“ schließt CaixaBank Research einen entsprechenden Bericht ab, in dem hervorgehoben wird, dass der durchschnittliche Zinssatz seit Jahren zwischen sieben und acht Prozent liegt, „viel höher als bei den anderen Finanzierungprodukten“. Demnach sank der durchschnittliche Zinssatz, ohne Provisionen, beim Hypothekendarlehen im vergangenen Jahr auf 1,83%.

Die starke Nachfrage nach Finanzierung von Verbrauchsgütern spiegelt die beiden Tendenzen der wirtschaftlichen Erho­lung wider: Die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Verbesserung der Erwartungen, die den Konsum ankurbeln. Doch die Gehälter sind niedrig, sodass zwar insgesamt durch Finanzierung mehr konsumiert, jedoch langfristig wenig investiert und kaum gespart wird.

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