Mehrere Inseln erreichen den kritischen Wert der Neuinfektionen

Kanarenpräsident Ángel Víctor Torres forderte die Bevölkerung auf, sich an die Vorschriften zu halten. Foto: EFE

Kanarenpräsident Ángel Víctor Torres forderte die Bevölkerung auf, sich an die Vorschriften zu halten. Foto: EFE

Kanarische Inseln – Auf den Inseln Gran Canaria und Lanzarote wurde in der letzten Augustwoche die kritische Marke von 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner erreicht. Damit ist auf diesen beiden Inseln der Zustand eingetreten, bei dem die neuen Maßnahmen der Regionalregierung in Kraft treten, die am 27. August veröffentlicht wurden.
Die Regierung unter Präsident Ángel Víctor Torres hatte in der zweiten Augusthälfte mit wachsender Besorgnis die Entwicklung der Zahlen auf diesen beiden Inseln verfolgt und schließlich weitere Einschränkungen beschlossen, die ab Erreichen der Marke von 100 neuen Fällen pro 100.000 Einwohner innerhalb von 7 Tagen Gültigkeit haben. Diese betreffen zum einen die Veranstaltungen, die auf eine maximale Teilnehmerzahl von 10 Personen beschränkt werden, und zum anderen die Gastronomie mit der neuen Vorschrift, dass Restaurants bereits um 00.00 Uhr schließen müssen, und ab 23.00 Uhr keine neuen Gäste mehr empfangen dürfen. Außerdem gilt die Empfehlung, die sozialen Kontakte außerhalb der Familie auf ein Minimum zu reduzieren.
Die Maskenpflicht wurde außerdem weiter verschärft und gilt nun auch am Arbeitsplatz.
Ángel Víctor Torres begründete diese nach seinen Worten „drastischen“ Maßnahmen mit der Entwicklung der Pandemie auf den Inseln und forderte die Bevölkerung auf, sie unbedingt zu befolgen. „Wir müssen sicherstellen, dass die Vorschriften eingehalten werden, dass sie wie Befehle umgesetzt werden, um nicht zu den düsteren Zuständen wie im März und April zurückzukehren“, so Torres.
Am 27. August war den Daten der kanarischen Gesundheitsbehörde zufolge auf Gran Canaria eine Inzidenz von 143,32 Fällen pro 100.000 Einwohner auf sieben Tage gerechnet erreicht worden. Auf Teneriffa waren es hingegen nur 29,63 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, auf La Palma 10,89, auf La Gomera 23,25 und auf Fuerteventura 37,64. Auf El Hierro wurde mit nur 17 Infizierten eine Inzidenz von 82,06 Fällen pro 100.000 Einwohner erreicht, was die Inselverwaltung zu der Vorsichtsmaßnahme veranlasste, sämtliche kulturellen Einrichtungen zu schließen und alle Veranstaltungen abzusagen.

Superspreader sollen für den Corona-Ausbruch in Las Palmas verantwortlich sein

Gran Canarias Hauptstadt Las Palmas war in den letzten Wochen nicht nur wegen der Hitzewelle mit über 40 Grad in den Schlagzeilen. Die Stadt (knapp 380.000 Einwohner) wurde auch zum neuen Corona-Hotspot der Region und verzeichnete eine enorme Zahl von Neuinfektionen. 58,2% aller aktiven Corona-Fälle auf den Kanarischen Inseln wurden in Las Palmas de Gran Canaria gemeldet. Betrachtet man das Infektionsgeschehen auf der gesamten Insel im regionalen Verhältnis, steigt der Prozentsatz weiter: 69% aller aktiven Corona-Fälle sind auf Gran Canaria lokalisiert.
Wie die überregionale Zeitung El País berichtete, wird vermutet, dass der Corona-Ausbruch in Las Palmas auf sogenannte Superspreader zurückzuführen ist. „Einer oder mehrere Superspreader aus irgendeinem Gebiet Spaniens, die im Nachtleben des Ortsteils Guanarteme aktiv war, könnte der oder die Hauptverursacher des Ausbruchs sein, indem er oder sie mehr als 140 Personen infizierte“, zitiert El País Lluis Serra, Professor an der Universtität Las Palmas und Sprecher des wissenschaftlichen Beraterteams der kanarischen Regierung. „Der Ursprung dieser Welle liegt in dem Ausbruch im Umfeld des Nachtlebens und der anschließenden Ausbreitung bei Familienzusammenkünften“, versicherte auch Amós García, Leiter der Abteilung für Epidemiologie und Prävention bei der kanarischen Gesundheitsbehörde. Es sei bei einer derartigen Ausbreitung klar, dass die Vorschriften nicht eingehalten wurden, fügte er hinzu.
Auch die hohe Zahl an Neuinfektionen auf Lanzarote wird dem Nachtleben zugeschrieben. Ein Zeichen dafür ist, dass die meisten positiven Tests unter den 20- bis 29-Jährigen gezählt werden.

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