Migranten-Welle


Auf dem spanischen Festland kommen deutlich mehr Migranten an als auf den Kanaren. Im Bild die Ankunft von 58 Afrikanern in Motril, die nahe der Insel Alborán entdeckt worden waren. Die Konzentration der Frontex-Kräfte im Mittelmeer macht die Kanaren-Route für Schlepper wieder attraktiv. FotO: EFE

In den ersten beiden Septemberwochen erreichten 13 Boote mit 240 irregulären Einwanderern die kanarischen Küsten

Kanarische Inseln – In der ersten Septemberhälfte haben ungewöhnlich viele Boote mit afrikanischen Migranten an Bord die Kanaren fast im Tagesrhythmus erreicht.

Am 1. September entdeckte ein Frachter in 115 Kilometern Entfernung von Gran Canaria ein Boot mit 24 Personen und verständigte die Behörden. Eine schwangere Frau musste sofort mit einem Rettungshubschrauber abgeholt werden, weil sie kurz vor der Entbindung stand, die anderen Insassen wurden in den Hafen von Las Palmas gebracht. Am Morgen des 4. September wurden 15 maghrebinische Männer vor Gran Canaria abgefangen, nachdem der Bootsführer, der inzwischen festgenommen wurde, versucht hatte, den Patrouillenbooten der Guardia Civil auszuweichen. Am 6. kamen innerhalb von acht Stunden gleich zwei Migrantenboote in Haría auf Lanzarote an, insgesamt 45 Männer, von denen 18 angaben, minderjährig zu sein. Ein Holzboot landete, von den Radaren der Guardia Civil unbemerkt, kurz nach Mitternacht an der Mole von Arieta und das zweite, ein Schlauchboot mit Außenbordmotor, am Morgen an der Felsenküste von Punta Escama.

Am 7. landete ein weiteres Schlauchboot mit 6 Insassen bei Los Ancones, Costa Teguise. Sie wurden von der Polizei aufgegriffen, nachdem Anwohner die Behörden informiert hatten. Am darauffolgenden Sonntag, dem 8., kamen zwei Boote mit 12 bzw. 39 Personen auf Gran Canaria und eines mit 11 Insassen in Famara auf Lanzarote an. Am 9. wurden eine Patera mit 6 Maghrebinern an Bord in den Gewässern von Gran Canaria entdeckt und in der Nacht des gleichen Tages noch eine weitere mit 10 Insassen. Beide wurden nach Arguineguín geschleppt.

Am 12. September nahm ein Seerettungskreuzer 26 Afrikaner vor Granadilla, Teneriffa, an Bord und brachte sie in den Hafen von Los Cristianos. Am 13. wurde ein weiteres Boot mit 25 Afrikanern, drei davon minderjährig, von dem Patrouillenschiff Rio Tambre der Guardia Civil  entdeckt und nach Arguineguín gebracht. Am 15. schließlich wurde ein Holzboot mit 21 Insassen, darunter eine Schwangere und ein Kind, das von Dakhla aus gestartet war, 250 Kilometer südlich von Gran Canaria geortet und nach Aguineguín escortiert.

Insgesamt kamen in den ersten beiden Septemberwochen 240 Migranten in 13 Holzschiffen, Schlauchbooten und Kuttern an, alle augenscheinlich den Umständen entsprechend bei guter Gesundheit. Nur die beiden Schwangeren und zwei Männer mit Hautabschürfungen wurden in Krankenhäusern behandelt. Die anderen erhielten humanitäre Hilfe durch das Rote Kreuz und wurden zur Klärung ihres Aufenthaltsstatus in das Internierungszentrum CIE Hoya Fría auf Teneriffa gebracht.

Patera-Saison

Ein Grund für das hohe Aufkommen von Migrantenbooten, das sich jedes Jahr im September wiederholt, ist das gute Wetter, das um diese Jahreszeit auf dem Atlantik herrscht, und die Überfahrt von Afrika aus begünstigt. Dass es in diesem Jahr aber deutlich mehr sind als in den Jahren zuvor, könnte daran liegen, dass der europäische Grenzschutz Frontex seine Einsatzkräfte verstärkt auf die Mittelmeerrouten konzentriert und dass Marokko, unzufrieden mit der europäischen Unterstützung, die Grenzkontrollen lascher handhabt als bisher.

In der mauretanischen Stadt Nuadibú halten sich indessen nach einer Umfrage des UNHCR seit gut einem Jahr rund 10.000 Migranten und Flüchtlinge, zu 74% Männer aus Ländern wie Mali, Senegal, Guinea, Elfenbeinküste und Nigeria auf. Die Mehrheit von ihnen gab an, dass sie versuchen wollen, per Boot auf die Kanarischen Inseln zu gelangen.

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