Missverständnis um einen heiligen Baum


Der schwarze Fleck wurde zunächst für die Folge eines Feuers gehalten. Foto: EFE

Das Wahrzeichen El Hierros, der Garoé, schien durch Vandalismus beschädigt worden zu sein

Kanarische Inseln – Am 8. September ging eine Meldung durch die Presse des Archipels, die große Empörung auslöste. Augenscheinlich hatte jemand auf einem der breiten Äste des Garoé, des heiligen Baums und Wahrzeichens von El Hierro, ein Feuer angezündet, das eine schwarzverkohlte Stelle auf der Rinde zurückgelassen hatte. Die Inselregierung erstattete Anzeige gegen Unbekannt, um eine Untersuchung des Vorfalls einzuleiten.

Der Garoé war ein großer, eindrucksvoller Baum, der nahe dem heutigen Dörfchen San Andrés stand und von den Ureinwohnern der Insel, den Bimbache, verdientermaßen verehrt wurde, weil er mit seinen großen Blättern Wasser aus den Nebeln zog, die der Passatwind ständig durch seine Krone wehte. Das von diesem Baum herabtropfende Nass soll die einzige Wasserversorgung der damaligen Inselbewohner gewesen sein.

Im siebzehnten Jahrhundert wurde der Garoé, vermutlich ein Lorbeerbaum, durch einen Orkan zerstört. Erst im Jahr 1949 wurde am selben Platz ein neuer Lorbeer (Ocotea foetens) gepflanzt. An diesem Baum, der die Stelle des heiligen Garoé eingenommen hat, wurde der verdächtige schwarze Fleck entdeckt, der einigen Wirbel auslöste.

Doch schon einen Tag später kam die Entwarnung. Nachdem die Guardia Civil und der biologische Dienst des Cabildo-Umweltressorts den Baum untersucht hatten, konnte eine absichtliche Beschädigung des Baumes mittels Feuer ausgeschlossen werden. Es wurde festgestellt, dass die Baumrinde nicht verkohlt ist, sondern eine Ausschwitzung des Baumes selbst die schwarze Verfärbung hervorgerufen hat.

Es wurden noch einige andere, kleinere schwarze Stellen entdeckt, und man geht nun davon aus, dass es sich um einen natürlichen Prozess handelt, dessen Ursache noch untersucht werden muss. Zu diesem Zweck hat die Inselregierung Kontakt zu den beiden kanarischen Universitäten aufgenommen, damit sie Botaniker nach El Hierro entsenden, die das Phänomen untersuchen.

Die Inselpräsidentin Belén Allende zeigte sich darüber erleichtert, dass die Schäden an dem Lorbeerbaum nicht auf eine menschliche Aggression gegen die Natur zurückzuführen sind.

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