Mord ohne Leiche?


Der Aufruf der Vermisstenorganisation. Fotos: SOS Desaparecidos/EFE

Romina Celeste ist seit der Silvesternacht verschwunden. Ihr Ehemann hat erklärt, ihren Leichnam beseitigt, sie aber nicht getötet zu haben. Die Suche verlief bisher erfolglos

Der Aufruf der Vermisstenorganisation. Fotos: SOS Desaparecidos/EFE

Lanzarote – Seit dem Jahreswechsel gibt es kein Lebenszeichen von der 28-jährigen Romina Celeste Núñez. Die junge Paraguayerin lebte mit ihrem Ehemann Raúl Díaz, mit dem sie seit vier Monaten verheiratet war, in einer Urbanisation in Costa Teguise.

Romina Celeste stand mit ihrer Familie in Südamerika in täglichem Kontakt, doch seit der Silvesternacht hat ihre Mutter nichts mehr von ihr gehört. Der Ehemann meldete ein angebliches „Verschwinden“ seiner Frau jedoch erst am 8. Januar. Bei der Polizei gab er an, sie sei nach einem Streit fortgegangen und habe sich bisher nicht gemeldet. Das sei bei ihr nicht ungewöhnlich. Die Aussage erschien unglaubwürdig, und so nahm die Polizei ihn sofort unter Beobachtung. Fünf Tage später hatten sich für die Ermittler genügend Hinweise auf eine Beteiligung von Raúl Díaz am Verschwinden seiner Frau ergeben, dass er festgenommen werden konnte.

Nun änderte der Mann seine Aussage und erklärte, er habe in der Silvesternacht mit Romina gestritten und dann das Haus verlassen. Als er am nächsten Tag zurückkehrte, habe er sie tot aufgefunden. Sie habe Drogen genommen, und aus Angst, damit in Verbindung gebracht zu werden, habe er beschlossen, sich der Leiche zu entledigen. Zuerst habe er versucht, die sterblichen Überreste mit dem Grill auf der Terrasse seines Hauses zu verbrennen, dann habe er sie in Plastikbeuteln an verschiedenen Stellen ins Meer geworfen. Genauere Ortsangaben machte er nicht.

Eine großangelegte Suche mit Booten, Helikopter und Tauchern erbrachte kein Ergebnis. Deshalb verlegte man sich auf eine minutiöse Spurensuche im Haus des Ehepaars, sowie auch in einem Mietwagen, mit dem Díaz in den Tagen nach dem Verschwinden auf Lanzarote rund 1.000 Kilometer zurückgelegt hat, mutmaßlich, um sich der Leiche seines Opfers zu entledigen.

Zwei der besten Spürhunde der Guardia Civil, die schon in anderen Fällen dieser Art Erfolge zu verzeichnen hatten, kamen zum Einsatz und fanden Blutspuren des Opfers im Haus und auch in dem Mietfahrzeug. Die Leiche bleibt jedoch weiterhin verschwunden.

Die Polizei vor der Wohnung der Vermissten. Fotos: SOS Desaparecidos/EFE

Die Spurenlage reichte dennoch aus, um Untersuchungshaft im Gefängnis Tahíche wegen fortgesetzter Misshandlung  und Totschlags oder Mordes zu verhängen. Nur zwei Tage vor ihrem tragischen Verschwinden berichtete Romina Celeste einer Freundin per WhatsApp, dass sie schwer misshandelt worden sei und das nächste Mal sicher nicht überleben werde. Sie war mit ihren Verletzungen auch in ein Behandlungszentrum gegangen, verließ es jedoch wieder, bevor sie an die Reihe kam.

Sie hinterlässt zwei Kinder im Alter von zehn und vier Jahren, die in Paraguay leben. Das jüngere hatte sie bald zu sich nach Lanzarote holen wollen.

8 tote Frauen in 18 Tagen

Das Jahr 2019 hat tragisch begonnen. In den ersten 18 Tagen fanden schon acht Frauen, mutmaßlich durch die Hand ihrer Partner oder Ex-Partner, den Tod. Darunter der Fall eines deutschen Paars, das in der Nacht des 14. Januar tot in seinem Haus in Llucmajor auf Mallorca gefunden wurde. Sie lag auf dem Bett, er hatte sich im Flur erhängt. Und in Zaragoza hat ein Mann, der gerade eine Gefängnisstrafe wegen Mordes an seiner Frau im Jahr 2003 abgesessen hatte, die Anwältin, die ihn damals verteidigte und mit der er eine Liebesbeziehung unterhielt, umgebracht und sich dann selbst getötet.

Präsident Pedro Sánchez äußerte dazu auf Twitter, dass die Regierung im Kampf gegen die Gewalt gegen Frauen keinen Schritt zurückweichen werde.

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