Muslime befürchten Terroranschlag in Barcelona


Die katalanische Hauptstadt könnte aus historischen Motiven vom Islamischen Staat als Anschlagsziel gewählt werden

Die in Katalonien lebenden Muslime warnen vor der zunehmenden Radikalisierung einiger ihrer Glaubensbrüder. Sie vermuten, dass Terrorzellen existieren, die nur auf ihre Aktivierung warteten, um in Barcelona einen Anschlag zu verüben. Der würde international für Aufsehen sorgen und die Aufmerksamkeit auf den „Islamischen Staat“ lenken

Omar Charach, Präsident der arabischen Kulturvereinigung Atlas, erklärte, schon vor Jahren sei in vielen Moscheen Hass verbreitet und Hetze betrieben worden. Zu wenige Muslime hätten die Behörden über die Gefahr aufgeklärt. Und die wenigen Warnungen wären von den verantwortlichen Politiker ignoriert worden. Die hätten es vorgezogen, sich mit den Imamen gut zu stellen, um Stimmen zu gewinnen. Den religiös-politischen Oberhäuptern der Islamischen Gemeinschaften seien Subventionen zugeschanzt worden, welche dazu verwendet wurden, um weiter Hass zu säen. Nun sei es wahrscheinlich schon zu spät.

Jofre Montoto, Sicherheitsanalyst und Dschihadismus-Experte, erklärte, in Spanien wiederhole sich das Phänomen von Frankreich: Kriminelle würden in den Gefängnissen radikalisiert. „Es handelt sich um gemeine Straftäter, welche zum Islam wechseln und den „Heiligen Krieg“ führen wollen, um vom „Don Niemand“ des Dorfes zum Dschihad-Kämpfer aufzusteigen, einem Helden, der Ungläubige köpft.“ 

Laut Montoto droht Barcelona schon seit Jahren die Gefahr, Ziel eines Attentates zu werden. Ein Großteil Kataloniens habe ehemals zu Al-Andalus gehört, dem zwischen 711 und 1492 muslimisch beherrschtem Teil der Iberischen Halbinsel. Vor diesem historischen Hintergrund und dessen Symbolkraft würde ein Attentat in Barcelona die Welt erschüttern und die Macht des „Islamischen Staates“ untermauern. Das sei die Ursache dafür, dass es derzeit in der katalanischen Hauptstadt von Geheimdienstlern wimmele, die, wie damals in Berlin während des „Kalten Krieges“, auf der Suche nach Terrorzellen seien.

Mohammed el Ghaidouni, Präsident der Union der Islamischen Gemeinschaften Kataloniens (Ucidecat), klagt an, der Islamische Staat habe die Religion benutzt, um junge Menschen zu rekrutieren, die wenig vom Islam wüssten. Ghaidouni stimmt mit Montoto darin überein, dass es sich bei den Rekrutierten meist um junge Erwachsene handele, die diskriminiert würden und leicht zu überzeugen seien. Seiner Meinung nach würde nicht in den Moscheen die Radikalisierung betrieben, sondern vielmehr im Untergrund und über das Internet. 

Jofre Montoto sprach eine deutliche Warnung aus: Der dschihadistische Terror würde alles bisher Bekannte übertreffen. Der Islamische Staat habe seinen Anhängern befohlen „mit dem anzugreifen, was sie gerade in der Hand hätten. Ein einsamer Wolf kann auf die Straße gehen und einen „mosso“ (katalanischen Polizisten) mit bloßer Hand umbringen, selbst wenn er dabei selbst getötet wird.“

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