Navajas: Kleines Dorf mit großen Schulden

Navajas ist ein Dorf mit 720 Einwohnern in der Provinz Castellón (Valencia). Foto: © Enrique Íñiguez Rodríguez (CC-BY-SA)

Navajas ist ein Dorf mit 720 Einwohnern in der Provinz Castellón (Valencia). Foto: © Enrique Íñiguez Rodríguez (CC-BY-SA)

Valencia – Navajas ist ein kleiner, idyllisch gelegener Ort in der Nähe von Valencia, umgeben von Bergen und Kieferwäldern. Seine vielen Herrenhäuser erinnern an frühere Zeiten, in denen die bessere Gesellschaft von Valencia die Sommermonate dort verbrachte. Das Klima und die Thermalbäder waren Anziehungspunkt für die feinen Leute der Region.
Diese Zeiten sind jedoch längst vorbei. Seit einigen Jahren ist Navajas wegen seiner hohen Verschuldung bekannt, seit 2019 sogar an erster Stelle der „schwarzen Liste“. Der Schuldenberg ist 5,6 Millionen Euro hoch. Das bedeutet für einen jeden der 760 Einwohner eine Last von rund 7.200 Euro. Das Jahresbudget von Navajas liegt bei 800.000 Euro, ein Betrag, der das Ausmaß der Verschwendung verdeutlicht.
Ein Schwimmbad, eine Sporthalle, ein Konzerthaus, ein Museum…, all das hat der ehemalige Bürgermeister, José Vicente Torres (PP), in seinen 20 Amtsjahren erbauen lassen. Seine letzte Amtszeit endete 2015 mit dem Wahlsieg der örtlichen Partei „Alternativa por Navajas“, die auch 2019 die Wahl gewann. Patricia Plantado, die neue Bürgermeisterin, staunte nicht schlecht, als sie bei ihrem Amtsantritt einen Schuldenberg von 2,3 Millionen Euro vorfand. Das war aber nur die Spitze des Eisbergs. 2012 hatte der ehemalige Ratsherr den staatlichen Verwaltungsfonds in Anspruch genommen, der den Gemeinden die Begleichung der Rechnungen ihrer Gläubiger ermöglichen sollte. Als der neue Stadtrat seine Arbeit antrat, kamen Schubladen voller unbezahlter Rechnungen zum Vorschein, die vermeintlich aus diesem Fonds hätten bezahlt werden sollen. Die eigentliche Schuld der Gemeinde betrug nun nicht 2,3 sondern 5,6 Millionen Euro.
Da nutzte auch die Sparpolitik des neuen Regierungsteams wenig. Die Gemeindekasse gibt nicht einmal das Geld zur Zahlung der Zinsen her. Das Wirtschaftsministerium hat dem kleinen Ort eine Neuverschuldung für weitere zehn Jahre eingeräumt. Die Monatsraten werden zwar geringer, der Schuldenberg aber wächst aufgrund der Zinsen ständig an.
Hinzu kommen nun noch verschiedene Gerichtsurteile wegen nicht vorschriftsmäßiger Stadtplanung. Eine weitere Million Euro, die einen weiteren Kredit erfordert.
Jahrelang hat die Opposition die Unregelmäßigkeiten der Stadtverwaltung erfolglos aufgezeigt.
Die Einwohner von Navajas sind sich der prekären Lage bewusst und legen selbst Hand an. Nachbarschaftsgruppen säubern Straßen, pflegen Grünflächen und streichen öffentliche Gebäude. José Vicente Torres, der ehemalige Bürgermeister, betreibt heute eine Bar in Navajas. Nach einem Gerichtsurteil darf er die nächsten zehn Jahre keinen politischen Posten bekleiden. Auch wurde er aus seiner Partei ausgeschlossen. „Ich habe mit alledem nichts zu tun, mein Platz ist die Bar“, erklärte er.

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