Neugierige Orcas

Eine Gruppe von Orcas schwimmt neben einem Schiff der Seenotrettung. Foto: salvamento Marítimo

Eine Gruppe von Orcas schwimmt neben einem Schiff der Seenotrettung. Foto: salvamento Marítimo

Experten versuchen, Zwischenfälle zwischen Orcagruppen und Seglern vor der Küste Galiciens zu klären

Santiago de Compostela – Nie zuvor wurden am nordspanischen Küstenstreifen, an dem in den letzten Jahren nur Blauwale vorbeizogen, so viele Wal-arten wie im letzten Sommer gesichtet.
Eine „tragende Rolle“ spielte in den Sommermonaten dabei eine Gruppe von Orcas. Das allerdings nicht wegen ihrer „Choreografien“, sondern durch Angriffe auf Ausflugs- und Segelschiffe. Erstaunlich für die Experten ist nicht nur die große Zahl dieser Tiere, die sich in diesem Jahr auf der Durchreise in den Norden befinden. Auch die Tatsache, dass eine bestimmte Gruppe von Jungtieren Angriffe auf Boote starten, bereitet ihnen Kopfzerbrechen.
Im Laufe weniger Tage griffen die Schwertwale sechs Wasserfahrzeuge an, darunter auch ein Schiff der spanischen Marine.
Ein Segelboot musste aufgrund der am Ruder verursachten Schäden an Land geschleppt werden. Das hielt die Orcas jedoch nicht davon ab, weiterhin ihr „Unwesen“ zu treiben und beide Schiffe zu behelligen.
Meeresbiologen führen dieses Verhalten auf den Spieltrieb der Orcas zurück. Doch die Besatzungen gestehen, dass sie Angst verspürten, als eine Gruppe der tonnenschweren Meeressäuger um Boot und Schlepper herumschwamm. Einige Tiere sollen sogar versucht haben, sich auf Deck zu werfen.
Der Seenotrettungsdienst rät, großen Abstand zu den Orcagruppen zu halten und andere Schiffe über Sichtungen zu informieren. Im Falle, dass die Boote direkt auf die Walgruppen stoßen, sollen die Motoren ausgestellt werden. Orcas wollen in den meisten Fällen nur spielen und verlieren schnell das Interesse an einem Schiff, das sich nicht bewegt.
Zweimal jährlich sind die Küsten Nordspaniens Durchgangsweg für Wale. Im Frühling reisen sie in Richtung Süden, im September treten sie den Rückweg in nördliche Gewässer an.
Seit 2015 wurden keine Zusammenstöße mehr zwischen Booten und Orcas registriert. Der Tatsache, dass es in diesem Jahr zu mehreren Zwischenfällen gekommen ist, messen Biologen jedoch keine Bedeutung bei. Sie gehen davon aus, dass die Tunfischschwärme, denen die Wale folgen, näher an den Küsten vorbeiziehen und die Meeressäuger ihnen eigentlich nur hinterherschwimmen.
Bei den Angriffen auf die Boote handelt es sich für den Meeresbiologen Bruno Díaz lediglich um ihr Interesse, das von den Bewegungen der Schiffsruder geweckt wird und dass sie eigentlich nur spielen wollen.

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