Öffentliches Rauchverbot verschärft die Krise


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Gesundheitsministerium plant die Einführung noch in diesem Jahr

Sein oder Nichtsein, das ist die Frage, mit der Spanien sich derzeit in Sachen Rauchergesetz auseinandersetzt. Es geht um das Projekt von Gesundheitsministerin Trinidad Jiménez, noch im Jahr 2010 das Rauchen in sämtlichen öffentlichen Lokalen zu verbieten, so wie es bereits in verschiedenen EU-Ländern praktiziert wird.

Madrid – Der Großteil der Lokalbetreiber ist entsetzt, die Raucher fühlen sich diskriminiert und unter den Nichtrauchern herrscht keine einheitliche Meinung vor. Die meisten sind eigentlich ganz zufrieden mit der derzeitigen gesetzlichen Lösung, die vorschreibt, dass direkt am Eingang eines Lokals ein deutliches Raucher- oder Nichtraucher-Schild angebracht sein muss. Lokale von über 100 qm Größe können auch getrennte Raucher- und Nichtraucherbereiche einrichten. Das soll nun im Laufe dieses Jahres mit einem strikten Rauchverbot anders werden.

Die Befürworter des verschärften Gesetzes berufen sich in erster Linie auf ihre eigene Gesundheit als eventuelle Passivraucher – wobei sie ja niemand zwingt, ein Raucherlokal zu betreten. In zweiter Linie denken sie auch an die Gesundheit der Raucher, die dann eventuell ja von ihrem Laster loskommen könnten.

Die Lokal- und Gaststättenbetreiber denken an ihr Geschäft, das zweifellos mit dem Rauchverbot sinken wird. Hier auf den Kanarischen Inseln, wo immerhin ganzjährig milde Temperaturen herrschen und keiner frierend mit der Zigarette auf der Straße stehen muss, haben sich seit Einführung des Rauchergesetzes vor vier Jahren nur 30 Prozent der Lokalbetreiber für die rauchfreie Variante entschieden. Darunter auch solche, die selbst vehemente Nichtraucher sind, aber: „Wir brauchen die Kundschaft.“

„Das ist jetzt wirklich nicht der richtige Moment, ein derartiges Gesetz voranzutreiben“, meint José Antonio Santana, Präsident von Teneriffas Unternehmerverband für Hotellerie, Freizeit und Dienstleis­tungsgewerbe Fecao. „Die Einnahmen sind bereits durch die Krise generell um rund 30 Prozent gesunken, und wenn das Rauchergesetz in Kraft tritt, werden es bestimmt noch einmal 10 Prozent weniger sein. Kein Unternehmen kann sich um 40 Prozent weggebrochene Einnahmen leisten.“

Er weist auf die 100.000 Arbeitsplätze der Branche in der Provinz Teneriffa hin und plädiert dafür, das verschärfte Rauchergesetz auf einen Zeitpunkt zu verschieben, wenn die Krise überwunden ist. Außerdem kritisiert er, dass vor vier Jahren, als das erste Rauchergesetz erlassen wurde, zahlreiche Lokale Umbauten vorgenommen haben, um separate Raucherzonen einzurichten: „Wer ersetzt denen jetzt diese Investitionen? Wa­-rum ist damals nicht gleich das komplette Rauchverbot erlassen worden?“

Javier Blanco, Sprecher des spanischen Verbands Toleranz für Raucher erklärt schlichtweg: „Das ist ein Gesetz, das niemand braucht“ und weist auf die Befragungsergebnisse hin, die den Nichtrauchern nur einen geringen Vorsprung vor den Rauchern einräumen: 56 Prozent der befragten Spanier sind für das neue Gesetz, 44 Prozent dagegen. Wenn man davon ausgeht, dass nach den Statistiken rund 32 Prozent der Bevölkerung Raucher sind, ist die Toleranz der Nichtraucher tatsächlich höher als die der Regierung.

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