Ölpreis bremst Wirtschaft aus


Mehr als 90 Dollar pro Barrel Brent

Nachdem der Ölpreis im Jahre 2008 ein historisches Hoch von 140 Dollar pro Barrel Brent erreicht hatte, wurde nun, nach zwei Jahren Ruhe, die 90-Dollar-Marke geknackt.

Madrid – Doch im Unterschied zu vor zwei Jahren steckt die Weltwirtschaft in der Krise und wird durch den stetigen Anstieg des Ölpreises in ihrer Erholung gebremst. Anfang Dezember äußerte Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank: „Die Preissteigerungen bei Öl und anderen Rohstoffen erhöhen das Risiko, dass 2011 das Wachstum geringer ausfallen wird.“

Wirtschaftliche und finanzielle Auslöser

Für den rasanten Anstieg des Ölpreises von 45 Dollar pro Barrel Brent im Jahr 2009 auf über 90 Dollar pro Barrel Brent im Jahr 2010 gibt es verschiedene Gründe.

Mariano Marzo, Professor für Energieressourcen der Universität von Barcelona, sieht den Auslöser in den aufstrebenden Wirtschaftsmärkten, die für 85 % des jährlichen Mehrverbrauchs verantwortlich seien. In der zweiten Jahreshälfte 2010 haben jedoch auch noch andere Faktoren zu mehr Verbrauch und Nachfrage und somit einer Verteuerung des Rohstoffes geführt. So sorgte ein sehr warmer Sommer in Japan für eine Explosion des dortigen Energiebedarfes; in Frankreich wurde durch die Raffinerie-Streiks das Diesel-Angebot gebremst; der Öl-Verbrauch in den USA und Europa fiel stärker aus als erwartet; die Schließung einiger umweltschädlicher Anlagen in China sorgte für vermehrten Öl-Bedarf.

Pedro Antonio Merino, Direktor der Studien-Abteilung von Repsol, begründet die Preissteigerung weniger mit den Wirtschaftsgesetzen von Angebot und Nachfrage, vielmehr sorgten seiner Ansicht nach finanzielle Faktoren für den Preisanstieg. Zum einen habe die Abwertung des Dollars automatisch eine Verteuerung der in dieser Währung gehandelten Güter bewirkt. Zum anderen sei die Politik der US-Notenbank ausschlaggebend gewesen. Diese habe durch Kauf von Staatsanleihen Geld auf den Markt gebracht und die Risikoscheu der Anleger beruhigt. Nachdem die Investierenden zunächst auf Titel der aufstrebenden Wirtschaftsmärkte gesetzt hätten, seien nun die Rohstoffe ins Visier der Anleger geraten, da deren Nachfragewachstum gesichert sei.

Weltwirtschaftliche Folgen

Der Anstieg des Ölpreises wirkt sich schwerwiegend auf die Weltwirtschaft aus.

José Luis Martínez Campuzano, Stratege der Citigroup, hebt als Folge der Öl-Verteuerung insbesondere den Anstieg der Produktionskosten hervor. Teureres Öl und teurere Produkte wiederum führen zu Inflation. Und damit zu weniger Geld in den Taschen der Bevölkerung. Der erhoffte wirtschaftliche Aufschwung wird weltweit gebremst.

Viele Ungewissheiten

Verschiedene Anlage-Banken sagen sogar einen Anstieg des Ölpreises auf 100 Dollar pro Barrel Brent im nächsten Jahr voraus, der sich auch im darauf folgenden Jahr halten soll.

Mariano Marzo weist jedoch darauf hin, dass viel von den Entscheidungen der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) abhängt. Schließlich kontrolliert die 40 % des Erdöls fördernde OPEC zumindest zum Teil den Ölpreis durch Drosselung oder Erweiterung der Fördermenge.

Doch nicht nur die Steigerung des Ölpreises wird der Weltwirtschaft zu schaffen machen, auch andere Rohstoffe wie Gold, Silber und Kupfer sowie Grundnahrungsmittel wie Weizen, Mais und Soja unterliegen momentan einer stetigen Verteuerung.

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