„Open Arms“ – jetzt Retter in Altenheimen

Freiwillige Helfer von „Open Arms“ helfen beim Transport von Senioren aus einem Altenheim in Barcelona in ein Krankenhaus. Foto: EFE

Freiwillige Helfer von „Open Arms“ helfen beim Transport von Senioren aus einem Altenheim in Barcelona in ein Krankenhaus. Foto: EFE

Die bekannte NGO, die Menschenleben auf dem Meer rettete, ist jetzt für alte Menschen in Katalonien im Einsatz

Barcelona – Als sich das Coronavirus in Spanien ausbreitete, versuchte die Leitung des Altersheims im Valle Oriental bei Barcelona, Einwohner, die keine Symptome hatten, auf andere Zimmer zu verlegen, um sie vor Kontakten zu schützen, erklärte die Leiterin der Anlage der Zeitung El País. Doch der Versuch blieb erfolglos. 27 Bewohner verstarben inzwischen an dem Virus. Vor einigen Tagen ist eine Gruppe von „Open Arms Proactiva“ in dem Seniorenheim tätig geworden. Unter zentimeterdicker Cellulose der Schutzanzüge ist der rote Pullover der Organisation zu erkennen, die noch vor Kurzem bei der Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer im Einsatz war. Nun haben sie ihre Schiffe verlassen und helfen dabei, die Pandemie in katalanischen Altenheimen zu bekämpfen.
Die freiwilligen Helfer gehen von Zimmer zu Zimmer, um Blutproben für einen Schnelltest zu entnehmen. Ziel ist, bei den rund 20.000 Bewohnern der insgesamt 290 Altersheime, in denen sich mindestens eine Infektion ereignet hat, Proben zu entnehmen.
David Lladó ist der Kapitän des Schiffes, das sich noch vor einigen Wochen für die Rettung von Flüchtlingen aus Libyen, die in Seenot waren, auf dem Mittelmeer befand. Doch als in Spanien der Alarmzustand ausgerufen wurde, fand er eine neue Aufgabe auf festem Boden.
Am 30. März stellte sich die Organisation, die seinerzeit in Badalona ins Leben gerufen wurde, in den Dienst derjenigen, die Hilfe benötigen, mit ihren 30 Fahrzeugen und 70 Freiwilligen. Die erste Aufgabe für Open Arms war der Einsatz in Altersheimen.
Jeden Morgen treffen sich die Helfer in einem der Lagerräume der Organisation. Immer wieder erscheinen junge Menschen, die mithelfen möchten. Sie werden darin unterwiesen, wie die Schutzkleidung anzulegen ist und wie den Patienten Proben entnommen werden.
Lladó und sein Kollege Luis Fuster haben eine Liste mit den Namen von Personen, denen sie Medikamente verabreichen müssen. Immer wieder sind einige Namen rot durchgestrichen. Das sind die Menschen, die in der Zwischenzeit verstorben sind.
Vor der Residenz Vallés Occidental warten bereits sechs Helfer, die bei allen Bewohnern Tests durchführen wollen. Noch auf der Straße legen sie ihre Schutzkleidung an: Overall mit Kapuze, doppelte Handschuhe und Gesichtsmaske sowie eine Spezialbrille. So ausgestattet treten sie dem Virus gegenüber. Sie tragen diese Ausstattung auch, wenn sie am Virus erkrankte Senioren in eines der Krankenhäuser bringen.
Eine alte Dame reagierte erschrocken auf die jungen Männer in der Schutzkleidung, bei der nur die Augen hinter einer Kunststoff-Scheibe zu erkennen sind. „Sie ist eine der Überlebenden“, erklärte die Heimleiterin stolz, „in den vergangenen Tagen ist es ihr sehr schlecht gegangen“.

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